Die Ginaf-Chronik

Seite 3

Von Niels Jansen (Nordholland 2024)

Enge Beziehungen zu DAF

Um den Verkauf und Service der Lkw zu verbessern, unterzeichnete GINAF 1982 einen Vertrag mit DAF, blieb aber ein unabhängiges Familienunternehmen. In den folgenden Jahren nahm GINAF Anpassungen an zahlreichen DAF-Fahrgestellen vor und unterstützte die Eindhovener regelmäßig bei der Entwicklung von Sondermodellen wie dem ersten DAF FAD 2800 (8x4) und dem einzigartigen F 2800 MAG mit Unterflurmotor sowie dessen Nachfolger F 3300 MAG für den Super-Volumen-Transport. Um mit der Bauindustrie Schritt zu halten, führte GINAF 1984 als einer der ersten Hersteller einen Fünfachser ein, den F 520, im Prinzip ein 8x8-Fahrgestell mit einer fünften, nicht angetriebenen Achse in der Fahrzeugmitte. Neu war auch die 13 Tonnen schwere Vorderachse dieses 10x8-Fahrgestells. Ein Gesamtgewicht von 58 Tonnen war nun möglich.

Der F 535 ATI von 1984 gehörte zu den frühen Fünfachsern der niederländischen Lkw-Schmiede GINAF. Drei der fünf Achsen waren gelenkt.
47 Tonnen Gesamtgewicht brachte der GINAF F 530 auf die Waage. Angetrieben waren die beiden hinteren Achsen.
Das Foto wurde 1998 in Amsterdam aufgenommen. Es zeigt einen GINAF-Fünfachser vom Typ G 5447 mit dem Fahrerhaus des DAF 95 von 1987, das die Niederländer gemeinsam mit der spanischen Firma ENASA entwickelt hatten, die ihre schweren Lastwagen der Marke Pegaso damit ausstattete.
Aus der selben Serie stammte der G 5450 mit fünf Achsen (10x8). Für den Antrieb sorgte der DAF ATi-Motor mit 430 PS.

Ein weiterer großer Schritt nach vorn war 1986 die Entwicklung der hydro-pneumatischen Federung (HPSS), die das Kippen wesentlich sicherer machte. Zwei Jahre später, mit der Einführung des Modells F 535 (10x4), erreichte der niederländische Spezialist als erster das gesetzlich zulässige Gesamtgewicht von 50 Tonnen. Als DAF 1987 sein neues 95er-Fahrerhaus vorstellte, baute GINAF es in modifizierter Form in die neue G-Serie ein. Zwei Jahre später stellte GINAF die M-Serie mit dem CF-Fahrerhaus von DAF vor. Bei GINAF entschied man sich, das neue XF-Fernverkehrsfahrerhaus von DAF nicht zu verwenden, sondern nur das kleinere CF-Fahrerhaus auf die eigenen Fahrgestelle zu setzen, zumal die GINAF-Lkw ohnehin nicht für den Fernverkehr geeignet waren.

Auf der IAA 1992 stellte DAF sein neues Mittelklassefahrerhaus für die Baureihe F 65 bis F 85 vor. Auffälligstes Erkennungsmerkmal war die dynamisch geformte Verdickung im unteren Bereich der Seitenteile, die bis 2021 beibehalten wurde, auch wenn sich das Frontdesign mehrfach änderte. 1998 erhielten die Typenbezeichnungen den Zusatz CF. Die Abkürzung stand für Compact Forte. Das Fahrerhaus kam auch bei GINAF zum Einsatz, wie hier beim M3335 S mit 6x6-Antrieb. Auffällig an diesem Kipper ist das Fehlen der Windleitbleche an den vorderen Fahrzeugecken, die erst später eingeführt wurden.
Auch der hier abgebildete M 3132 S (6x2), der eine Abrollmulde transportierte, war mit dem CF-Fahrerhaus ausgestattet. 
Mit 430 PS war dieser GINAF-Vierachser vom Typ M 4446 TS unterwegs. Der Antrieb wirkte auf alle vier Achsen, die hintere war gelenkt.
Der M 3335 S mit 355-PS-DAF-Motor von 1996 hatte 6x6-Antrieb. Das abgebildete Exemplar gehörte wohl zu den ersten Baufahrzeugen mit klimatisiertem Fahrerhaus.
GINAF-Lastzüge im Fernverkehr waren eine absolute Seltenheit, denn die Lastwagen aus Veenendaal waren vor allem für den Baustellen- und andere robuste Einsätze gedacht. Der abgebildete Milchtankwagen mit passendem Anhänger trug die Typenbezeichnung M 3132 S, war mit einem 360 PS starken DAF-Motor ausgerüstet und verfügte über eine gelenkte Hinterachse.
M 5350 TS war die Typenbezeichnung dieses fünfachsigen GINAF 10x6 Fahrgestells mit vier gelenkten Achsen, das einen italienischen Omars Bergeaufbau mit zwei 20-Tonnen-Kränen von Brevini trug. Das Fahrzeug war ursprünglich mit einem Kipperaufbau ausgestattet und wurde Anfang der Nullerjahre umgebaut.
Der GINAF M 3333 S aus dem Jahr 1997 mit 6x6-Antrieb und passendem Tandem-Anhänger konnte 31 Tonnen Kurzholz transportieren.

Stärker und sicherer

Eine wichtige Neuerung war das elektronische Lenksystem (EVS), das die Hinterachse eines Tandemzuges lenkbar machte. Außerdem konnten damit vier Tonnen mehr transportiert werden. Das schwerste Modell war mit einem 480 PS starken Sechszylinder-DAF-Dieselmotor ausgestattet, der mit einem 16-Gang-Getriebe von ZF gekoppelt war. Optional waren ein Allison-Automatikgetriebe sowie ein AS-Tronic-AMT-Getriebe erhältlich.

Im Jahr 2007 entwickelte GINAF in Zusammenarbeit mit DAF und ZF den AS-Tronic-Dual-Mode, der einen automatischen Wechsel zwischen Straßen- und Geländemodus ermöglichte. Seit 1996 konnte ein vierachsiges Fahrgestell durch die Erhöhung der Vorderachslast auf 11,5 Tonnen das in den Niederlanden zulässige Gesamtgewicht von 46 Tonnen erreichen. Dies führte jedoch zu einem Rückgang der Nachfrage nach fünfachsigen Lkw. Dennoch hatte GINAF neben den Fahrgestellen mit den Antriebsformeln 8x4, 8x6 und 8x8 in der neuen X-Serie, die auf der Bedrijfsauto RAI 2002 vorgestellt wurde, weiterhin 10x4-, 10x6- und 10x8-Versionen im Programm.

Im Jahr 2000 stellte DAF auf der IAA eine neue Variante des CF-Fahrerhauses vor. Das Erscheinungsbild orientierte sich an der schweren Baureihe 95, hatte aber andere Proportionen. GINAF zog nach und präsentierte au der Bedrijfsauto RAI im Jahr 2002 die Serie X, deren Erscheinungsbild dem der neuen CF-Baureihe von DAF glich.
Wie auf dem Foto darüber ist auch hier ein GINAF-Fünfachser vom Typ X 5350 TS zu sehen. Die beiden Fotos aus dem Jahr 2009 lassen erahnen, wie unverwüstlich diese schweren Kipper mit Fahrgestellen sind, die nur aus Achsen und Rädern zu bestehen scheinen. In Europa gibt es solche Baufahrzeuge nur in wenigen Ländern, darunter die Niederlande und die Schweiz.
Die Generation X hat bei GINAF natürlich nicht nur Fünfachser hervorgebracht. Es ging auch etwas kleiner: Der Typ X 4446 TS mit 8x8-Antrieb hatte ein zulässiges Gesamtgewicht von maximal 46 Tonnen. Zur Wahl standen DAF-Motoren mit 428 oder 483 PS.