Werner Pollers Lkw-Museum in Plauen

Eine private Sammlung von Nutzfahrzeugen aus Osteuropa

Wer im sächsischen Vogtland unterwegs ist und sich für historische Fahrzeuge interessiert, sollte sich einen Besuch bei der Werner-Poller-Stiftung keinesfalls entgehen lassen. Der betagte, aber lebensfrohe Spediteur und Nutzfahrzeug-Sammler hat in einer ehemaligen Brauereihalle in Plauen ein beeindruckendes Museum eröffnet. Dort macht er seine liebevoll restaurierten Lastkraftwagen einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich. In bester Beleuchtung perfekt präsentiert, können viele Fahrzeuge aus der DDR und anderen osteuropäischen Ländern bestaunt werden. Der Eintritt ist frei.

Die Einfahrt zum Poller-Lkw-Museum in Plauen ist leicht zu finden. Man biegt unter der imposanten Friedensbrücke, die jedem Einheimischen bekannt ist, in die Dobenaustraße ein und gelangt so zum nahegelegenen Museum. Das Gebäude war bis 2016 Bestandteil der Sternquell-Brauerei.

Die Spedition Poller aus dem sächsischen Ellefeld bei Plauen feierte im Sommer 2025 ihr hundertjähriges Bestehen. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1925 von Richard Poller, der zunächst Transporte mit einem Pferdefuhrwerk durchführte. Heute wird die inzwischen auf 250 bis 300 ziehende Fahrzeuge und 700 Mitarbeiter angewachsene Spedition von Werner Poller, dem Enkel des Firmengründers, und dessen Sohn René Meinel-Poller betrieben. Acht Standorte verteilen sich auf ganz Sachsen, Thüringen, Baden-Württemberg und Tschechien.

Fuhrgeschäft seit hundert Jahren: Es fing 1925 mit Pferdewagen an. Der erste Lastwagen war 1934 ein Lastwagen der Elite-Werke in Brand-Erbisdorf, Baujahr 1928 (links oben). Auf dem rechten Bild sind drei Generationen der Poller-Familie zu sehen: Großvater Richard, Vater Franz, Sohn Werner in jungen Jahren und Mutter Ella. Unten links ist Werner Poller im Jahr 1969 am Steuer eines IFA S 4000 zu sehen. Die Beschriftung der Fahrzeuge erfolgt noch heute wie in alten Zeiten von Hand. Den Pollers steht jederzeit ein begnadeter Typografie-Künstler zur Verfügung, um die Museumsfahrzeuge zu beschriften.

Werner Poller war 21 Jahre alt, als sein Vater Franz im Alter von 58 Jahren starb. Zunächst stand er der Aufgabe, den Familienbetrieb weiterzuführen, skeptisch gegenüber, fand aber allmählich Gefallen am Transportgeschäft und betrieb es schließlich mit Hingabe. Es gab gute und weniger gute Zeiten, und es war nicht immer einfach, sich in der DDR mit einem privaten Transportunternehmen durchzusetzen. Nach mehr als 20 Jahren harter, aber erfolgreicher Arbeit kam der Fall der Berliner Mauer, die DDR fand ein unerwartetes Ende. Zahllose Betriebe im Osten Deutschlands wurden abgewickelt und sehr viele Menschen verloren ihre Arbeit.

Gut, dass sich die Spedition Poller in den Jahren nach der Wiedervereinigung weiterhin gut am Markt behaupten konnte. So blieb Werner Poller sogar Zeit, allmählich eine Sammlung von Lkw-Veteranen anzulegen. Es begann 1991 mit einem Garant 30 K, den er persönlich restaurierte und mit großem Erfolg auf einem Truckertreffen präsentierte. Der kleine Pritschenwagen ist noch heute Teil der Sammlung und kann im Plauener Poller-Museum bewundert werden.

Das erste Sammelobjekt in Werner Pollers Kollektion historischer Nutzfahrzeuge war ein Garant 32 K aus dem Jahr 1952. Er konservierte ihn bereits zu DDR-Zeiten und restaurierte ihn später sorgfältig. Dahinter ist ein Mercedes 311 zu sehen. Dieser entsprach zwar nicht dem Vorkriegstyp 3000, den die Familie besaß, bevor das Fahrzeug zum Kriegsdienst eingezogen wurde, er stellte jedoch dessen Nachfolgemodell dar, das bei Mercedes 1949 zunächst als L 3250 vom Band lief. Der Jelcz im Hintergrund kam erst später hinzu.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs marschierten zunächst die Amerikaner als Sieger im Vogtland ein. Wenig später erfolgte ein Gebietstausch mit den Russen und Ostdeutschland geriet unter sowjetische Besatzungsmacht. Bevor dieser Tausch vollzogen wurde, erhielten einige Betriebe, deren Fahrzeuge im Krieg von der deutschen Wehrmacht beschlagnahmt worden waren, von den Amerikanern gleichwertige Fahrzeuge aus deutschen Armee-Beständen. Denn vielerorts standen mehr oder weniger fahrbereite Nutzfahrzeuge herum, die deutsche Soldaten aufgegeben hatten. Nicht jeder deutsche Unternehmer hatte dieses Glück, aber ein Bekannter der Familie Poller, der zwischenzeitlich in den USA eine Spedition geleitet hatte, half bei der Bürokratie mit den US-Besatzungs-Behörden. So erhielt Franz Poller, Werners Vater, einen Mercedes L 3000 als Ersatz für einen verlorenen Vomag-Lkw, mit dem er vor dem Krieg seinen Fuhrbetrieb durchgeführt hatte.

Die Kindheitserinnerung an die Freude über den Dreitonner hatte Werner Poller nie vergessen. Er hätte viel dafür gegeben, einen solchen Lastwagen zu finden, zu restaurieren und aufzubewahren. Doch bald wurde ihm klar, dass ein Mercedes 3000 aus der Vorkriegszeit nicht so leicht aufzutreiben war. Deshalb freute er sich, wenigstens das Nachfolgemodell, einen Mercedes L 311, sowie einen L 312 erwerben zu können. Gemeinsam mit einem Freund restaurierte er L 311. Noch heute steht er neben dem Garant K 30 in Pollers Museum, auch der 312 ist noch vorhanden, aber unrestauriert im Depot..

Als Nächstes erwarb er einen IFA H6, den schwersten Lkw aus DDR-Fertigung. Er hatte von einem Sammler in Ulm gehört, der nach der Wende mehrere H6 aus dem Osten geholt und vor der Verschrottung bewahrt hatte. Die Fahrzeuge warteten nun unrestauriert auf ein neues Leben. Poller konnte sich ein relativ gut erhaltenes Exemplar aussuchen und mit nach Hause nehmen. Zu dieser Zeit besaß er bereits eine Halle für seine Lkw-Veteranen. Für die Restaurierung des H6 brauchte er etwa sechs Jahre, denn nun hatte ihn das Sammelfieber endgültig ergriffen und er trug in diesen Jahren ständig neue Sammelstücke zusammen.

Bei der Poller-Sammlung liegt der Fokus auf Nutzfahrzeugen, die in der DDR und im gesamten damaligen Ostblock den Straßengüterverkehr bewältigt haben. Eine Ausnahme bildet der dreiachsige Anhänger dieses imposanten Lastzugs, der von einem IFA H6 gezogen wird. Der Hersteller des Anhängers ist die Fahrzeugbau Meierling GmbH aus Hagen in Westdeutschland.

So kam er zunächst über einen Kraftstoff-Vertreter an Sammelobjekt Nummer vier: einen ehemaligen Militärlastwagen der Nationalen Volksarmee der DDR, einen IFA G5 mit Tankaufbau. Das Fahrzeug befand sich bei einem anderen Sammler, der sich davon trennen wollte. Werner Poller war genau der richtige Mann für diesen Fall. Der Dreiachser mit der langen, nach vorne schräg abfallenden Motorhaube, der den Spitznamen „Ameisenbär“ trägt, erhielt bei ihm eine Art Wüsten-Tarnlackierung in mattem Beige.

Der IFA G5 ist ein Allrad-Dreiachser, der von 1952 bis 1964 im Kraftfahrzeugwerk „Ernst Grube“ in Werdau gebaut wurde. Die Entwicklung des vor allem für das Militär gedachten Fünftonners hatte bereits während des Zweiten Weltkriegs bei Vomag in Plauen begonnen. In der DDR kam er vor allem bei der Nationalen Volksarmee (NVA) und der Kasernierten Volkspolizei (KVP) zum Einsatz, aber auch als Feuerwehr-Löschfahrzeug und Minol-Tankwagen. Werner Poller lackierte sein Exemplar im Wüsten-Outfit. Zunächst war unklar, ob es diese Lackierung wirklich gegeben hat. Auf einem Lkw-Treffen erfuhr er dann, dass tatsächlich zehn sandfarben lackierte Fahrzeuge des Typs G5 unter dem Motto „Wasser für den Sudan“ früher einmal nach Afrika gegangen waren.

Bei der Suche nach Anhängern für den H6 und den G5 schaltete er mehrere Kleinanzeigen im Nutzfahrzeug-Oldtimer-Magazin „Last & Kraft“, die schon bald Erfolg hatten. So meldete sich eine Firma in Frankfurt (Oder), bei der ein Dreiachs-Anhänger auf einen neuen Besitzer wartete. Der Hersteller des Anhängers war Meierling aus dem westdeutschen Hagen. Nachdem Werner Poller den aus der Nachkriegszeit stammenden Anhänger erworben hatte, sah er in den Fahrzeugpapieren, dass ein früherer Besitzer die Firma Volvo Strauch in Woltersdorf bei Berlin gewesen war. Schon zu DDR-Zeiten und bis Ende der 1990er Jahre war dieser Betrieb für die Wartung von Lkws der schwedischen Marke verantwortlich. Als Werner Poller Jahre später bei Strauch einen Volvo F 88 kaufte, erfuhr er, dass sein Dreiachsanhänger von einem Westberliner Spediteur stammte. Der war um 1953, lange vor dem Mauerbau, in den Osten übergesiedelt – möglicherweise, weil er „Dreck am Stecken“ gehabt hatte.

Werner Poller war nun zum echten Lkw-Oldtimer-Sammler geworden und sah sich überall nach passenden Fahrzeugen um. Und es gab durchaus Fahrzeuge, die für ihn infrage kamen. Einige davon hat er gekauft, andere nicht. Ein zunächst vielversprechender Tatra 141 fiel aus, da sein Motor unvollständig war. Dafür übernahm er einen Kaelble von der Bundesbahndirektion Karlsruhe. Als West-Produkt passte er nicht wirklich in das Spezialgebiet der Poller-Sammlung. Denn eigentlich hatte Werner Poller sich auf Fahrzeuge aus dem ehemaligen Ostblock eingeschossen. Aber sei’s drum, schließlich muss man flexibel bleiben. Die schwere Kaelble-Zugmaschine vom Typ K 633 ZB aus den 1970er Jahren zog einst Güterwagen auf Culemeyer-Straßenrollern durch Baden-Württemberg, um Bundesbahn-Kunden ohne Gleisanschluss zu bedienen.

Eine der wenigen Ausnahmen von der Regel ist dieser Lkw-Veteran aus Westdeutschland. Die schwere Kaelble-Zugmaschine vom Typ K 633 ZB aus den 1970er Jahren zog einst Güterwagen auf Culemeyer-Straßenrollern vom Bahnhof Karlsruhe zu Bundesbahn-Kunden ohne Gleisanschluss.

Die Sammlung wuchs weiter, doch langsam machten sich Platzprobleme bemerkbar. Die Halle wurde zu klein und gleichzeitig reifte der Gedanke, ein Museum einzurichten. Werner Poller sah sich in Plauen nach einer großen Halle um, die alle bisher angeschafften und die zukünftigen Exponate aufnehmen könnte. Der Kauf eines vielversprechenden Bauwerks scheiterte jedoch, da ein Mieter die Fabrikhalle in Shed-Bauweise nicht aufgeben wollte. Glücklicherweise kam bald darauf das Gelände der Sternquell-Brauerei im Syratal ins Spiel, denn 2016 zog die Brauerei an einen neuen Standort in Plauen-Neuensalz. In der Dobenaustraße wurden große Hallenflächen frei, die Werner Poller 2018 erwarb, um seine Museums-Idee zu verwirklichen. Zunächst waren jedoch umfangreiche Umbau- und Renovierungsarbeiten nötig, die sich bis 2021 hinzogen. Am aufwendigsten war die Anpassung der unterschiedlichen Bodenhöhen in der großen Halle, die zuvor in mehrere Räume aufgeteilt war. Nachdem der Boden eingeebnet war, erfolgte 2021 die Eröffnung des Museums anlässlich der in Plauen endenden Sachsen-Tour, die Joachim Fehrenkötter im Rahmen seiner Deutschland-Fahrten veranstaltete.

Die Vielzahl der liebevoll restaurierten Nutzfahrzeuge ist überwältigend. Das Bild zeigt lediglich einen Teil des Museums. Zudem kann die große Halle ohnehin nicht die komplette Sammlung aufnehmen, die Werner Poller in den vergangenen Jahrzehnten zusammengetragen hat. Die Fahrzeuge, die keinen Platz finden, sind in verschiedenen Depots untergebracht. Von Zeit zu Zeit werden sie ausgetauscht und umgestellt, damit es nicht langweilig wird und alle Sammelstücke ihre Zeit im Rampenlicht erhalten. 

Inzwischen hat Werner Poller rund 70 historische Lastkraftwagen gesammelt, viele davon hat er weitgehend eigenhändig restauriert und fahrbereit gemacht. Trotz der Größe der ehemaligen Brauereihalle finden aber nicht alle Fahrzeuge dort Platz. Deshalb gibt es inzwischen drei Depots mit weiteren aufgearbeiteten Fahrzeugen sowie einer Sammlung von unrestaurierten Exemplaren und Teilespendern. Von Zeit zu Zeit wird in der Museumshalle neu disponiert und Fahrzeuge werden ausgetauscht, damit alle eine Zeit lang der Öffentlichkeit präsentiert werden. Werner Pollers Museum ist allerdings nicht ganz öffentlich, denn es öffnet seine Tore nur nach Vereinbarung. Werner Poller kann nicht täglich vor Ort sein, um Besucher zu empfangen, denn trotz seines hohen Alters von fast 80 Jahren ist er noch immer mit der Leitung der Poller-Spedition beschäftigt. Während sich sein Sohn René Meinel-Poller um die Speditionskunden, die Disposition und die Logistik kümmert, übernimmt Werner Poller die gesamten Werkstatt- und Technikaufgaben. Schließlich ist er gelernter Kfz-Schlosser.

Wer im Vogtland unterwegs ist und das Werner-Poller-Museum besichtigen möchte, kann sich zwecks Terminabsprache persönlich bei Werner Poller melden. Er ist unter der Handynummer 00 49 172 3739188 meistens erreichbar und freut sich über das Interesse an seiner großartigen Sammlung.

Im Plauener Lkw-Museum sind auch zwei originalgetreu lackierte Minol-Tankwagen zu sehen. Am 1. Januar 1956 wurde in der DDR das VEB Kombinat Minol mit Sitz in Berlin (Ost) gegründet. Es war bis zum Ende der DDR im Jahr 1989 für die Versorgung mit Kraft- und Schmierstoffen verantwortlich und erlangte bei der Bevölkerung einen Bekanntheitsgrad von 97 Prozent. Die beiden Tankwagen basieren auf dem IFA S 4000 und haben Aufbauten des VEB „Apparate- und Rohrleitungsbau Reinsdorf bei Wittenberg”. Martin Poller entdeckte die Tanks bei Bauern, die sie als „Tankstellen“ zur Versorgung ihrer Landmaschinen nutzten.
Der Plauener Lkw-Hersteller Vomag musste unbedingt mit einem Exponat in der Sammlung vertreten sein. Werner Poller ließ nicht locker und seine Suche war schließlich von Erfolg gekrönt: Er fand einen Vomag 4,5 LHG aus dem Jahr 1940 in Norwegen, wohin er im Zweiten Weltkrieg gelangt war. Ursprünglich war der Lkw mit einem Holzgas-Generator ausgestattet. Auf einem alten Foto aus Norwegen, das ihm jemand zeigte, waren zwei Lastwagen dieses Typs zu sehen. Vermutlich ist einer von ihnen der heute grün lackierte Lkw im Poller-Museum.
Werner Poller, Jahrgang 1947, ist immer jung geblieben. Zu den Exponaten seines Museums gehört ein großvolumiger Vomag-Motor, eine Leihgabe des Deutschen Technik-Museums in Berlin. Der Sechszylinder-Dieselmotor mit mehr als 16 Litern Hubraum war mit 200 PS der stärkste Motor vor dem Zweiten Weltkrieg.
Werner Poller hat seine Fahrzeuge mit voller Absicht so im Museum aufgestellt, dass sie genügend Abstand zueinander haben. So können Besucher bequem zwischen den Lastwagen umhergehen, die Details von allen Seiten begutachten und Fotos machen, ohne dass die Exponate sich gegenseitig verdecken.
Dieser optisch modernisierte IFA W 50 mit aufgesetztem Kühlergrill, der sich nach oben klappen lässt, und mit Windleitblechen aus glasfaserverstärktem Kunststoff ist kein Unikat, da Werner Poller bereits zu DDR-Zeiten eine Kleinserie von vier Fahrzeugen dieser besonderen W-50-Variante initiiert und in den Verkehr gebracht hat. Eines dieser Fahrzeuge mit L-60-Motor steht im Museum und wird auch auf Oldtimertreffen gezeigt, wo es bei den Experten regelmäßig für große Verwunderung sorgt.
Auch ein kleiner Omnibus hat sich im Poller Museum nicht verlaufen, sondern bildet absichtlich eine Ausnahme unter all den Lastkraftwagen. Der Robur-Bus vom Typ LO 3000 diente einst als Betriebsbus der Wernesgrüner Brauerei.
Der besonders stimmig lackierte Milchtankwagen mit W-50-Sattelzugmaschine erregt nicht nur im Museum Aufsehen, sondern wird auch auf Oldtimertreffen bestaunt, zu denen er gelegentlich mitgenommen wird. Die Zugmaschine stammt von der Wernesgrüner Brauerei, der Auflieger war für den Milchhof Magdeburg im Einsatz.
Der IFA Pionier RS 40 war der Standardschlepper der DDR – sowohl auf der Straße als auch im Ackerbau. Das Exemplar im Poller-Museum gehört zur zweiten Generation von 1956. Die erste Baureihe musste noch ohne Anlasser auskommen, stattdessen war ein Benzin-Starter eingebaut, bis die Umstellung auf Diesel erfolgte. Ein Nachteil des Schleppers war die zu weit unten angebrachte Vorderachse. Dieser Mangel wurde erst bei der dritten Generation behoben. Werner Poller erwarb seinen Pionier von einem Händler im Erzgebirge.
Die Kleintransporter aus Waltershausen hießen zunächst „Ameise”. Im Dezember 1959 erhielten sie den neuen Namen „Multicar”. Zu diesen Fahrzeugen mit der Typenbezeichnung M 21 gehört auch das Exemplar in Werner Pollers Sammlung. Der kleine Zwei-Seiten-Kippanhänger mit Zahnstangenmechanik begann sein Leben auf einem Friedhof; heute bereichert er das Museum in Plauen. 
Blick in den hinteren Teil der Museumshalle
Alle Nutzfahrzeuge, die offiziell von der Sowjetunion an die DDR geliefert wurden, kamen am Bahnhof Zerben-Schleuse an. Dazu gehörte auch dieser orange lackierte KrAZ 255 B aus dem Jahr 1989. Allerdings erreichte er seine Bestimmung als Langmaterialtransporter mit Drehschemel und Nachläufer für den Transport von Masten nie. Stattdessen erwarb Werner Poller den Lkw mit nur 260 Kilometern auf dem Tacho und fügte ihn seiner Sammlung hinzu. Das nahezu neuwertige Fahrzeug musste nicht restauriert werden, lediglich die hinteren Kotflügel wurden angebaut.
Dieser MAZ 504 V aus dem Jahr 1979 lief einst als Zugmaschine mit Ballastpritsche bei einem Magdeburger Schaustellerbetrieb. Das Bild zeigt das Fahrzeug, das zum Sattelschlepper umgerüstet wurde, beim Nutzfahrzeug-Veteranentreffen in Wörnitz im Sommer 2024. Denn nur im Museum herumzustehen genügt Werner Pollers Sammlerstücken nicht – die Jungs müssen auch mal raus!
Den ZIL 133 G4 aus dem Jahr 1989 aus Russland zu exportieren, war nicht ganz einfach und zog sich über mehrere Jahre hin. Nur mithilfe trickreicher Manöver und in Einzelteilen gelang es, das in Deutschland einzigartige Lkw-Modell außer Landes zu schaffen. Das beim Veteranentreffen in Wörnitz 2024 entstandene Foto des wieder zusammengebauten Lastwagens, der zudem einen Anhänger erhielt, stammt von Martin Eischer.
Etwa 2008 holte Werner Poller den Praga V3S, der 1973 gebaut wurde, aus Tschechien nach Plauen. Allerdings war er zunächst nicht zivil mit Pritsche und Plane unterwegs, sondern trug eine Zwillingskanone, mit der das tschechische Militär jeden potenziellen Kriegsgegner in die Flucht schlagen sollte.
Auch dieser Tatra 148 aus dem Jahr 1967 war ursprünglich ein Militärfahrzeug. Er diente der Nationalen Volksarmee der DDR als schwere Sattelzugmaschine, bis Werner Poller das Fahrzeug vor der Schrottpresse rettete und ihm die Lackierung im rot-blauen Erscheinungsbild seiner Lkw-Flotte spendierte.
Der Škoda RD 706 mit der Aufschrift „Wernesgrüner Bier” war dagegen von Anfang an für genau diese Brauerei im Einsatz. Die 1436 in der Ortschaft Wernesgrün gegründete Brauerei ist die älteste noch existierende Brauerei Sachsens. Werner Poller hat den Lastzug sorgfältig restauriert und die Planenspriegel flacher gestaltet – ganz nach dem Vorbild älterer Brauereifahrzeuge.
Der dreiachsige Jelcz 416 (6x2) wurde von etwa 1982 bis 1992 gebaut. Das Museumsexemplar ersteigerte Werner Poller Mitte der Nullerjahre in Polen. Wer sich über den imposanten Jelcz-Schriftzug an der Front wundert, hat allen Grund dazu, denn die Originalfahrzeuge mussten sich mit kleineren Buchstaben begnügen. Die großen Lettern sind eine Anfertigung für das Poller-Museum.
Diese Jelcz-Sattelzugmaschine vom Typ 317 (Produktionszeitraum: 1968 bis 1982) war ursprünglich mit einer Ballastpritsche ausgestattet. Werner Poller spendierte dem Fahrzeug stattdessen eine Sattelkupplung sowie einen Ausblas-Silo des polnischen Herstellers Zremb. Als er den Silo-Auflieger übernommen hatte, fand er eine klebrige, braune Masse darin vor. Oh Schreck, wohin mit dem versulzten Altöl? Glücklicherweise stellte sich dann aber heraus, dass es sich um Zuckermelasse handelte – die Entsorgung konnte problemfrei erfolgen.
Werner Poller gelang es, zwei Lastwagen der Marke Jiefang (heute FAW) aus Albanien zu exportieren. Albanien hatte im vergangenen Jahrhundert gute Beziehungen zu den Chinesen, die dabei halfen, den Balkanstaat zu motorisieren. Von den beiden nach Plauen gebrachten Pritschenwagen war einer sehr gut erhalten, der zweite benötigt eine intensive Frischzellenkur, auf die er im Depot wartet. Die Jiefang-Lastwagen wurden in China mit russischer Lizenz gebaut; das Original war der SIS 150 (Bauzeit: 1948 bis 1957).
Zu den weiteren Exponaten gehört ein Mercedes L 311. Werner Poller schaffte ihn Erinnerung an einen Mercedes L 3000 an, mit dem seine Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg das Fuhrgeschäft wieder aufnahmen. Daneben sind das Gerippe eines Bus-Prototyps auf Basis des IFA L 60, von dem es drei Stück gab, das Schnittmuster des Motors des L 60 sowie ein Pomßen-Kleinschlepper vom Typ DFZ 632 zu sehen. Diese Schlepper taten ihren Dienst auf Flughäfen, Bahnhöfen und im innerbetrieblichen Transport. Sie wurden von 1965 bis 1989 in der DDR in Serie gebaut. 30 Einheiten gingen nach Kuba und waren auf dem Flugplatz in Havanna im Einsatz.
Bei weitem nicht alle Fahrzeuge passen ins Museum. In verschiedenen Depots warten weitere Ausstellungsstücke darauf, gegen andere ausgetauscht zu werden. So gibt es beispielsweise eine Sammlung von Lastwagen des Typs W 50 mit unterschiedlichen Aufbauten. Vom W 50 wurden rund 600.000 Einheiten gebaut, von denen eine halbe Million exportiert wurde, der größte Teil davon nach China.
Das gelbe Fahrzeug links oben ist ein Niederhubwagen mit Robur-Fahrerhaus und -Motor. In Magdeburg wurden rund 300 Stück davon gebaut, manche mit asymmetrischem Einmann-Fahrerhaus. Nur wenige sind erhalten geblieben, Werner Poller hat ein Exemplar vor der Schrottpresse gerettet. Rechts daneben sehen wir einen Allrad-Bus auf W-50-Basis. Es handelt sich um ein Einzelstück in dieser Ausführung mit Freisprechanlage zwischen Fahrer und Passagieren. Unten links ist ein Müllwagen in Rollkipper-Ausführung zu sehen, rechts daneben ein IFA L 60, der Nachfolger des W 50.
Weitere Fahrzeuge stehen in einem anderen Depot. Im Vordergrund ist einer von zwei Mercedes 1844 mit SK-Fahrerhaus zu sehen, daneben ein weiterer IFA W 50 mit einzeln angefertigten Windleitblechen aus GFK. Ihm fehlt noch der handgefertigte Kühlergrill, den wir bereits von anderen Fotos weiter oben in diesem Bericht kennen.
Die große staatliche DDR-Spedition Deutrans hat viele Fans. Natürlich sind auch bei Werner Poller einige Fahrzeuge in den typischen Farben Orange und Blau vorhanden. Der Volvo F 10 links im Bild ist tatsächlich ein ehemaliges Deutrans-Fahrzeug. Der Volvo F 88 rechts hingegen wurde nachträglich im Deutrans-Outfit lackiert. In der Mitte steht der ZIL 133 G4, der auf einem weiter oben gezeigten Foto in Gänze und mit Anhänger zu sehen ist.
Im Depot sind noch mehr restaurierte Lastwagen aus Russland und Belarus sowie der zweite Mercedes SK 1844 vorhanden. Oben links ist ein roter KAMAZ zu sehen, der bis 2004 für das Amt für Umwelt und Naturschutz in Schönebeck im Einsatz war und bei der Übernahme durch Werner Poller nur rund 20.000 Kilometer auf dem Tacho hatte. Daneben ist ein MAZ aus Belarus zu sehen und darunter der legendäre ZIL 130, von dem bis 1994 mehr als drei Millionen Exemplare das Werk in Moskau verlassen haben.
In einer weiteren Halle außerhalb des Museums hat Werner Poller eine ganze Sammlung unrestaurierter Fahrzeuge angehäuft, von denen sich nur einige für eine Aufarbeitung eignen. Manche dieser Zeugen der Lkw-Vergangenheit dienen als Teilespender, andere sind lediglich als romantisches Anschauungsmaterial zu gebrauchen. Der gelbe Jelcz war einst als Abschleppwagen für die Ost-Berliner Verkehrsgesellschaft BVB im Einsatz.
Das letzte Foto in diesem Bericht zeigt weiteres Altmetall. Oben links ist ein zweiter Jiefang aus Albanien zu sehen, daneben ein Phänomen Garant und darunter ein Framo aus Hainichen, der Vorgänger des Barkas. Möge diesen betagten Fahrzeugen ein gnädiges Schicksal beschieden sein …

Text und Fotos: Steve St.Schmidt

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