Der neue Volvo VNL für die USA und Kanada

Sammy Führe sammelte erste Erfahrungen

Der Volvo VNL ist das Flaggschiff von Volvo Trucks für den nordamerikanischen Fernverkehr. Die Modellreihe umfasst verschiedene Varianten, die sich in Kabinengröße und Ausstattung unterscheiden. In den USA und Kanada bietet die Volvo VNL-Baureihe für nahezu jeden Einsatzzweck eine passende Variante – von der kompakten Day Cab bis zum luxuriösen Highroof-Schlafabteil. Unser Korrespondent für Nordamerika, Sammy Führe, hat sich bei Volvo in Winnipeg die neuen Fernverkehrslastwagen angesehen.

Das kürzere Hochdachfahrerhaus VNL 660 mit "Core" Austattung

Anfang 2024 kündigte Volvo Trucks die völlig neuen VNL-Modelle für die USA an. Ende des Jahres standen die ersten Fahrzeuge bei den Händlern.

Folgende Varianten sind erhältlich:

VNL 300: kompakte, hohe Tageskabine ohne Bett
VNL 440: mittellange, mittelhohe Kabine für den Regionalverkehr
VNL 640: lange, mittelhohe Kabine
VNL 660: lange Schlafkabine mit Hochdach
VNL 840: längste, mittelhohe Schlafkabine
VNL 860: Flaggschiff mit der längsten Kabine und Hochdach

Ausstattung und Komfort:

Je größer die Kabine, desto mehr Komfort- und Wohnfunktionen sind integriert (z.B Premium-Matratzen, Kühlschrank, Mikrowelle, TV, ergonomische Bedienelemente). Die neue Baureihe VNL bietet digitale Cockpits, fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme und verbesserte Aerodynamik für mehr Effizienz und Sicherheit.

Motorisierung:

Der Volvo VNL ist nur noch mit dem 13-Liter-Motor D 13 TC mit Turbo Compound erhältlich. Der kleinere D 11 und der Cummins X15 (15 Liter) werden für die neuen VNL-Modelle nicht mehr angeboten.

Einsatzbereich:

VNL 300: Lokale und regionale Transporte, bei denen keine Schlafkabine benötigt wird.

VNL 440/640: Regional- und Fernverkehr, bei denen Gewicht und Effizienz eine Rolle spielen

VNL 660/840/860: Fernverkehr und Langstrecken, bei denen Komfort und Wohnqualität im Vordergrund stehen.

Ich besuchte das Beaver Truck Center in Winnipeg, Manitoba, wo einige neue VNL-Modelle auf dem Hof standen. In der Verkaufshalle war der neue VNL 760 in der Grundausstattung „Core Level“ ausgestellt. Für die Innenausstattung des neuen Trucks gibt es vier verschiedene Varianten: „Core“, „Edge“, „Edge Black“ und „Ultimate“.

Das neue Armaturenbrett bietet beste Ergonomie für den Fahrer. Neu sind unter anderem die elektronischen Parkbremsen anstelle der klassischen Luftknöpfe.
Die Schalter haben eine gute Haptik und bieten viele Optionen.

Das Core-Paket bietet alles, was man braucht, um die Arbeit zu erledigen, und ist daher eine gute Option für größere Flotten. Für mich persönlich wäre die Edge-Ausstattung das Minimum für die Langstrecke. Das Fahrerhaus des 660ers bietet immer noch viel Platz, aber der Stauraum zwischen den Sitzen und dem Bett ist aufgrund des kürzeren Fahrerhauses etwas schmaler. Durch die Standklimaanlage geht zudem viel Platz im Außenstaufach auf der Beifahrerseite verloren.

Die Leiter ist beim VNL zentral angebracht und kann bequem zusammengeschoben und verstaut werden. Das obere Bett wird bei Nichtgebrauch hochgeklappt.
Je nach Ausstattung kann auch das untere Bett hochgeklappt werden, um für eine kleine Sitzecke mit Klapptisch Platz zu schaffen. Auf dem linken Foto ist der Tisch hochgeklappt, rechts ist das untere Bett heruntergelassen.

Wie schon beim Vorgängermodell gibt es auch beim VNL zwei Bettoptionen: Die Matratze zum Anwinkeln oder die Sitzecke. Letztere wurde jedoch mit einem Bett im Murphy-Stil neu eingerichtet, damit man das Bett nicht mehr aus vier Kissen zusammenbauen muss.

Draußen fanden wir den neuen VNL 860 in der Ausstattungsvariante „Edge Level“, mit dem wir eine kleine Probefahrt unternahmen. Das digitale Armaturenbrett hält verschiedene Informationen für den Fahrer bereit und zeigt je nach Einstellung auch das integrierte Navigationssystem an.

Kommt wuchtig daher: der neue Volvo VNL mit seiner großen Haube
Den unteren Teil der langen Seitenspoiler kann man aufklappen, um bequem an die Anschlüsse zu gelangen. Für problemfreien Zugang zum Motor lässt sich die neue Haube weit nach vorne öffnen. Die neuen "D"-förmigen Dieseltanks haben integrierte AdBlue-Tanks.

Der Fahrersitz ist bequem und dank des neuen, weit unten positionierten Armaturenbretts ist die Sicht hervorragend. Für den Winter ist die Windschutzscheibe an den Seiten und unten beheizt, um die Eisbildung zu verringern. Bei langsamer Fahrt macht sich die Servolenkung angenehm bemerkbar, die auch beim Rangieren in engen Umgebungen sehr hilfreich ist. Bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn wird die Lenkung automatisch steifer, sodass man spursicher dahingleiten kann.

Das Lenkrad fühlt sich hochwertig an und hat viele integrierte Optionen. Das hochaufgelöste Display bietet, je nach Austattung, ein gut sichtbares Navigationssystem.

Die Sicherheitssysteme können mitunter etwas nervig sein, etwa wenn ein Schild nicht erkannt wird und der Lkw eine Geschwindigkeitsüberschreitung meldet. Im Regelfall funktionieren sie jedoch gut. Volvo hat außerdem die Kabinenfederung verbessert, sodass das Wanken bei Seitenwind deutlich minimiert wird. Die optionale Acht-Bag-Luftfederung sorgt für ein noch besseres Fahrverhalten und bietet die Möglichkeit, den Lkw hochzupumpen, wie es in Europa üblich ist, oder bei rutschigem Untergrund eine Achse temporär höher zu belasten.

Das neue I-Shift schaltet jetzt noch schneller und sorgt für eine angenehme, gleichmäßige Beschleunigung. Insgesamt ist der neue VNL ziemlich gut und ich hoffe, dass wir bald mehr Volvo-Lkw dieser Baureihe auf den Straßen Kanadas und der USA sehen werden.

Für die freundliche Unterstützung geht mein Dank an das Beaver Truck Center in Winnipeg, Manitoba.

Text und Fotos: Sammy Führe

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