„Lorry Driver of the Year“ 1960 in Birmingham

Der jährliche Wettbewerb der Lkw-Fahrer

Geschicklichkeit am Steuer eines Lastkraftwagens ist das Thema des Wettbewerbs „Lorry Driver of the Year“, der seit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg alljährlich in England ausgetragen wurde. In unserem Bericht faszinieren vor allem die authentischen Fotos. Die Fotografen der Zeitschrift „Commercial Motor“ waren 1960 auf dem Veranstaltungsgelände in Birmingham unterwegs, um die Kontrahenten mit ihren Fahrzeugen abzulichten, die heute längst zu Klassikern geworden sind. Beim Betrachten der alten Schwarz-Weiß-Fotos fühlen wir uns in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt.

Der beliebte Wettbewerb „Lorry Driver of the Year“ wurde vermutlich nach dem Zweiten Weltkrieg in Großbritannien ins Leben gerufen. Das genaue Jahr der ersten Veranstaltung dieser Art konnte leider nicht ermittelt werden. Sponsor war die 1905 gegründete englische Fachzeitschrift „Commercial Motor“. Für das jährlich stattfindende Ereignis wurde jeweils eine andere Stadt ausgewählt, die Teilnehmer kamen aus dem ganzen Land.

Aufgeteilt nach Fahrzeuggröße traten die Teilnehmer mit ihren Fahrzeugen in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an, bei denen es auf Fahrzeugbeherrschung und Augenmaß ankam. 
Beim Rückwärtsfahren galt es, möglichst zügig an Hindernissen vorbei zu manövrieren und durch Engstellen zu fahren, die durch flexible Pfosten begrenzt waren. Eine weitere Disziplin war das rückwärts Einparken möglichst nahe am Bordstein. Die Geschicklichkeit der Teilnehmer bewerteten Schiedsrichter, die mit mit Stoppuhr und Zollstock ausgerüstet waren. Ihre Armbinden wiesen sie als „Marshal“ aus.

Der Autor hatte das Glück, eine größere Anzahl von Negativen dieser Veranstaltungen erwerben zu können, die tatsächlich von den damaligen Fotografen der Zeitschrift „Commercial Motor“ stammen. Die Bilder führen uns zurück in eine Zeit, in der eine Vielzahl von Herstellern sehr individuelle und schöne, typisch britische Fahrzeuge produzierten.

Wir befinden uns in Birmingham im Jahr 1960. Wahrscheinlich an einem Sonntag versammelten sich 139 Teilnehmer mit ihren blitzblank geputzten Fahrzeugen auf dem Veranstaltungsgelände. Die Fahrer traten in Sonntagskleidung mit Schlips und Kragen an. Einige Firmen wie British Road Services, Shell-Mex und Express Dairy schickten gleich mehrere Fahrzeuge, ebenso die britische Armee.

Auch in der Bevölkerung stieß der Wettbewerb auf großes Interesse. Auf einigen Fotos drängen sich die Zuschauer, um aus nächster Nähe zu beobachten, wie die Lkw-Fahrer mit ihren Arbeitsgeräten dicht an den Hindernissen vorbei manövrieren, ohne sie zu berühren. Ein Beispiel dafür ist das Bild am Anfang dieses Beitrags, auf dem ein Foden-Vierachser vom Typ S 20, der ab 1956 gebaut wurde, unter den prüfenden Blicken des Publikums rückwärts einparkt.

Auf dem Veranstaltungsgelände waren Karussells für die Kinder aufgebaut, Imbissbuden sorgten für das leibliche Wohl des Publikums. Nicht nur die Fahrer kamen, sondern ganze Familien in Sonntagskleidung. Den „Lorry Driver of the Year“ zu ermitteln, war jedes Mal ein wichtiges Ereignis in einer Zeit, in der nur wenige Familien ein Fernsehgerät besaßen. Die Fotos lassen die Atmosphäre von damals wieder aufleben, man wäre gerne dabei gewesen. Gleichzeitig wächst der Respekt vor den Fahrern, wenn man sieht, wie sie die Fahrzeuge ohne Lenkhilfe und nur mit winzigen Spiegeln durch die Hindernisse manövrierten. Bravo, well done guys!

Die Vierachser von AEC (Associated Equipment Company) hießen schon vor dem Krieg "Mammoth Major", und wurden bis 1978 mehrfach überarbeitet. Den abgebildeten Mammoth Major Mark V gab es von 1958 bis 1964, wahlweise mit 125 oder 150 PS starken AEC-Dieselmotoren. 1980 verließ der letzte AEC das Werk in Walthamstow (East London), das bereits 1962 von Leyland übernommen worden war.
Zwischen 1948 und 1956 wurde der Austin Loadstar gebaut. Standardmotor war ein 4-Liter-Austin-Benzinmotor mit 68 PS, aber alternativ wurden auch Perkins-Dieselmotoren angeboten.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Dennis Pax auf den Markt gebracht. Es gab ihn als Frontlenker und als Haubenwagen, zunächst mit Dennis-Motoren von 70 oder 80 PS, später wurden auch Perkins-Motoren angeboten. Die Baureihe wurde bis in die 1950er Jahre produziert. Dieses Exemplar stammt aus dem Fuhrpark von Lucas Ltd., einem Hersteller von Kfz-Leuchten, Schaltern und elektrischen Komponenten.
Der Bristol HG 6 L wurde von 1952 bis in die späten 1950er Jahre gebaut. Er hatte einen Leyland-600-Motor mit einer Leistung von 125 PS für den 22-Tonnen-Betrieb. Bristol Commercial Vehicles baute diese Lkw ausschließlich für das staatliche Transportunternehmen British Road Services, sie wurden im Allgemeinen nicht an andere Betreiber verkauft. Bristol war vor allem als Hersteller von Bussen bekannt.
Auch hier handelt es sich um einen Bristol HG 6 L, diesmal jedoch mit einem anderen Fahrerhaus. British Road Services ließ einige der Fahrzeuge im Laufe ihres Arbeitslebens auf dieses andere Design umbauen.
Die Bauart stammte noch aus der Vorkriegszeit, es gab den Scammell Articulated Eight aber bis Mitte der 1950er Jahre. Scammell baute sowohl die Zugmaschine als auch den Anhänger, beide waren permanent miteinander verbunden. Der Antrieb erfolgte normalerweise durch einen Gardner-Motor des Typs 6 LW mit 8,3 Litern Hubraum und 102 oder 112 PS.
Der Thames Trader Mark 1 wurde zwischen 1957 und 1962 gebaut. Der Siebentonner hatte einen 5,4-Liter-Sechszylinder-Dieselmotor 6D mit 100 PS.
Der Thornycroft Trusty wurde 1955 angekündigt und ging 1957 in Serie. Als Antrieb diente Thornycrofts eigener Motor vom Typ QR 6 mit 9,83 Litern Hubraum und 130 PS. Obwohl er zu seiner Zeit als qualitativ hochwertiges Fahrzeug galt, litt der Absatz unter den Kosten im Vergleich zu den in größeren Stückzahlen gebauten Konkurrenten.
Der Morris Commercial Fünftonner war eine 1953 eingeführte Konstruktion, die mit Benzin- oder Dieselmotor erhältlich war. Der abgebildete Sattelzug hatte eine "automatische Kupplung".
Dieses Bedford-Design mit der Bezeichnung O-Type wurde 1939 eingeführt, aber bei Kriegsausbruch eingestellt. Nach einer Wiederbelebung im Jahr 1945 war der O-Type in Großbritannien sehr erfolgreich, bevor er 1953 ersetzt wurde. Dieses Exemplar wurde von einem 72-PS-Benzinmotor angetrieben und scheint ein Fünftonner das Typs OLB zu sein.
Der Leyland Beaver hatte einen Leyland-600-Motor mit einer Leistung von 125 PS. Diese Version des Beaver wurde 1954 eingeführt, wobei das abgebildete Exemplar mit Homalloy-Fahrerhaus anstelle des üblichen Leyland-Stahlfahrerhauses eher eine Seltenheit war.
Der Octopus-Vierachser wurde bei Leyland 1935 eingeführt und im Laufe seiner Produktion mehrfach überarbeitet. Das abgebildete Modell gehörte zur Serie 24, die 1955 vorgestellt wurde. Ein Leyland-Dieselmotor des Typs 600 oder 680, der bis zu 150 PS leistete, diente als Antrieb.
1958 kam der Austin FFK auf den Markt, der entweder von einem 5,1-Liter-BMC-Dieselmotor mit 105 PS oder einem 5,7-Liter-Motor mit 120 PS angetrieben wurde. Ein ähnliches Modell mit gleichem Fahrerhaus, der FH, blieb bis zu seiner Ablösung 1964 in Produktion. Nachdem 1952 die Austin Motor Company und der ehemals erbitterte Konkurrent Morris in der British Motor Corporation aufgegangen waren, erhielten die Fahrzeuge beider Marken entsprechende Kennzeichnungen. Auf dem Bild unten ist dies am Markenemblem zu erkennen, das nun den Zusatz BMC trug.
Der Leyland Comet 90 wurde 1951 eingeführt. Unter der elegant geschwungenen Haube arbeitete ein 5,76-Liter-Motor mit 90 PS. Die Version als Sattelzug war für ein Gesamtzuggewicht von bis zu 17,85 Tonnen geeignet.
Dieser Kastenwagen ist typisch für die leichten und mittelschweren Thornycroft-Lastwagen der Nachkriegsjahre. Sie hießen Nippy, Sturdy und Sturdy Star und waren mit firmeneigenen Dieselmotoren ausgerüstet. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre gab Thornycroft dieses Marktsegment auf und spezialisierte sich auf schwere Lkw und Ölfeldfahrzeuge.
Der Albion HD 57 kam 1950 auf den Markt und wurde von einem Albion-Dieselmotor mit einer Leistung von 120 PS angetrieben. Kurz nach der Übernahme von Albion durch Leyland Motors im Jahr 1951 wurde der HD 57 aus dem Programm genommen.
Das obere dieser beiden Fotos zeigt einen Atkinson-Vierachser des Typs L 1786, angetrieben von einem Gardner-Motor 6 LW mit 112 PS. Darunter ein Atkinson L 1266, vermutlich mit dem gleichen Antrieb. Beide gehörten zu den Atkinson "Bow Front"-Modellen, die zwischen 1952 und 1964 hergestellt wurden.
Auch kleinere Nutzfahrzeuge nahmen am Wettbewerb teil. Die Nachkriegsversion des Morris Minor kam 1948 heraus, zunächst als Pkw und fünf Jahre später als Kastenwagen und als Pick-up mit einer Vierteltonne Nutzlast. Der abgebildete Morris Minor 1000 hatte bereits die durchgehende Windschutzscheibe der zweiten Serie ab 1956.
Diese beiden Fotos zeigen Lastwagen der schottischen Marke Albion. Ob es sich um die Modelle Chieftain oder Clydesdale handelt, ist leider nicht zu erkennen, da beide Typen das gleiche Fahrerhaus hatten. Die traditionsreiche Marke Albion aus Glasgow hatte 1900 mit der Produktion von Fahrzeugen begonnen und wurde 1951 von Leyland übernommen, produzierte aber noch bis 1972 unter eigenem Namen weiter.
Der Bedford S kam 1950 auf den Markt und wurde als "Big Bedford" bezeichnet. Ursprünglich hatte er einen Bedford-Benzinmotor, aber zwischen 1953 und 1957 wurden Perkins-, Leyland- und Bedford-Dieselmotoren angeboten, deren Spitzenleistung 104 PS betrug.
Ein weiterer Bedford S, diesmal ohne die "Diesel"-Plakette, so dass wir davon ausgehen können, dass es sich um einen 7-Tonner mit einem Bedford-Benzinmotor mit 110 PS handelt.
Das Foto oben zeigt den Austin-Haubenwagen Typ 303 mit 3,4-Liter-Dieselmotor von BMC mit 68 PS. Das Modell wurde ab etwa 1955 gebaut. Darunter ein Austin-Frontlenker Typ 303 von etwa 1958 beim rückwärts Einparken. Nicht nur die Typenbezeichnung glich dem Haubenwagen, sondern auch die Motorisierung. Allerdings gab es den Frontlenker auch mit einem 4-Liter-Benzinmotor mit 90 PS.
Das Fahrerhaus dieses Austin 503 mit BMC-Dieselmotor, dessen Hersteller nicht bekannt ist, war vermutlich eine Einzelanfertigung.
Der Dodge der Serie 300 Serie wurde 1958 eingeführt. Er war mit dem "LAD"-Fahrerhaus (Leyland-Albion-Dodge) ausgestattet. Die meisten Dodge-300-Lastwagen wurden mit Perkins-Motoren angetrieben, einige jedoch mit AEC-Motoren. Bei diesem Exemplar handelt es sich um den seltenen Umbau eines werksseitigen 4x2-Fahrgestells auf die 6x2-Konfiguration "Chinese Six".
Der AEC Matador war der wohl berühmteste Militärlastwagen Großbritanniens. Die britische Armee erhielt insgesamt 9.620 Exemplare. Der Matador wurde zwischen 1938 und 1945 gebaut und von AEC-Benzin- oder Dieselmotoren mit einer Leistung zwischen 92 und 105 PS angetrieben.

Diesen Bericht hat Christoph Büch aus Berlin für uns zusammengestellt hat. Für die Daten in den Bildunterschriften möchten wir Richard Stanier aus Stoke-on-Trent danken, dessen Expertise bei der Identifizierung der Fahrzeuge von großer Hilfe war.

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