Die Scania-Chronik

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Von Christoph Büch und Steve St.Schmidt (Berlin 2023)

Serie 1 ab 1975:
Mehr Leistung, weniger Verbrauch

1975 erfolgte eine technische Optimierung des DS-14-Motors. Die Höchstdrehzahl sank von 2.200 auf 2.000 Umdrehungen pro Minute. Der Durchschnittsverbrauch sank ebenfalls, aber Drehmoment und Leistung stiegen. Optimal arbeitete die neue Entwicklungsstufe bei Drehzahlen zwischen 1.500 und 1.600 Umdrehungen. Dieser Bereich war auf dem Drehzahlmesser grün markiert. Der Motor war stärker, sparsamer und robuster als sein Vorgänger. Eine Million störungsfrei gefahrene Kilometer waren nun die Norm.

Die Lastwagen mit dem neuen Motor erhielten die Bezeichnungen LB 141 und L 141. Die Typenbezeichnungen endeten nun auf eins, die Serie 1 war geboren. Zwei Ausnahmen bildeten der Nachfolger des L 85, der nun L 86 hieß und der neue Export-Hauber LT 145, dessen Typenbezeichnung sich ein Jahr später in LT 146 änderte.

1975 wurde aus dem LB 140 der LB 141. Vor allem die Position der Hauptscheinwerfer oberhalb statt in der Stoßstange machte den Unterschied sichtbar. Aber auch der Scania-Schriftzug unter der Windschutzscheibe war neu. Statt aus einzelnen Buchstaben bestand er nun aus einer schwarzen Platte mit silberner Schrift. Das Foto wurde 1981 in Kalamáta (Griechenland) aufgenommen.
Auch beim großen Haubenwagen änderte sich die Typenbezeichnung, ab 1975 hieß er L 141. Die abgebildete 6x4-Sattelzugmaschine war beim niederländischen Transportunternehmen Schuurmans & Van Ginneken im Einsatz.
Der L 81 war der Nachfolger des L 80. Der abgebildete Kofferwagen half dabei, in Amsterdam und Umgebung Zeitungen unter die Leute zu bringen. Das Foto ist von 1982.
Der L 86 war die robuste Variante des L 81. Der hier abgebildete Tankwagen war in Frankreich im Einsatz. Die Aufnahme entstand 1978 in Lyon.
Aus dem Typ L 110 wurde 1975 der L111. Die abgebildete Sattelzugmaschine aus Frankreich hatte die Aufgabe, einen mit Dung beladenen Auflieger zu transportieren. Das Foto wurde 1982 in der Nähe von Bordeaux aufgenommen.
Der LT 146 von 1976, Nachfolger des ein Jahr zuvor erschienenen LT 145, war eine seltene Erscheinung, denn von beiden Typen wurden insgesamt nur 427 Stück gebaut. Sie waren nur in der Antriebsvariante 6x4 erhältlich und für besonders robuste Einsätze, zum Beispiel als Armeefahrzeuge, vorgesehen.

Bei den Frontlenkern bestand der äußerliche Unterschied zur Vorgängerserie vor allem in den geänderten Hauptscheinwerfern. Sie waren nun rund und oberhalb des Stoßfängers angebracht, während sie zuvor oval im Stoßfänger platziert waren. Dort war nun mehr Platz für Zusatzscheinwerfer. Außerdem bestand der Scania-Schriftzug an der Front nicht mehr aus einzelnen Buchstaben, sondern eine schwarze Platte mit dem Firmenlogo in Silber zierte die Fahrzeugfront oberhalb des Kühlergrills. Ebenfalls in Form einer schwarzen Platte war die Typenbezeichnung von der Mitte des Kühlergrills in die linke untere Ecke (von außen gesehen) gewandert. Auch die Modelle LB 140 und L 140 der Serie 0 waren zunächst noch erhältlich, wobei die äußeren Merkmale der Serie 1 angepasst wurden.

Mehr Platz für Zusatzscheinwerfer in der Stoßstange gab es ab 1975, als beim LB 140 die Hauptscheinwerfer weiter oben im unteren Kühlergrill angeordnet wurden, wie auch beim Nachfolgemodell LB 141. Der abgebildete Kühlwagen war 1977 in Berlin im Einsatz, als das Foto aufgenommen wurde.
Auch das gab es: Um den Achsabstandsvorschriften in Australien, Neuseeland und Brasilien zu entsprechen, wurde dort eine Frontlenker-Version mit um 50 Zentimeter nach vorn versetzter Vorderachse angeboten.  In den Typenbezeichnungen wurde LB durch LK ersetzt. Das obere Foto eines LK 141 entstand im Jahr 2020, das Schwarzweißfoto eines LK 140 bereits um 1977. Beide Fahrzeuge waren in Brasilien unterwegs.
Als das Nachfolgemodell L 141 bereits erhältlich war, konnte man 1975 noch den L 140 bestellen, der analog zum Frontlenker LB 140 schon die neue Form des Scania-Schriftzugs auf einer schwarzen Platte über dem Kühlergrill aufwies. Das Foto des LS 140 mit griechischem Aufbau entstand 1982 in Thessaloniki.

Wie der DS 14 wurde auch der DS-11-Motor entsprechend modifiziert. Die Absenkung der Höchstdrehzahl und die Optimierung des Verbrennungsprozesses führten zu mehr Leistung bei weniger Verbrauch. Der Motor erreichte jetzt 305 PS, die Baureihe hieß nun 111 statt 110. Auch diese Fahrzeuge erreichten hohe Laufleistungen.

Der LB 111 war der Nachfolger des LB 110. Auch bei ihm befanden sich die Hauptscheinwerfer nun oberhalb der Stoßstange. Das 1977 in Berlin fotografierte Exemplar stammte aus den Niederlanden.

Für die schwedischen Streitkräfte baute Scania von 1975 bis 1990 insgesamt 2.700 Allradfahrzeuge der Typen SBA 111 (4x4) und SBAT 111 (6x6). Die Gesamtproduktion belief sich auf rund 3.400 Einheiten. Die Fahrzeuge waren für extrem schwieriges Gelände ausgelegt. Sie bewältigten Steigungen von bis zu 60 Prozent, wobei die Seitenneigung bei voller Beladung maximal 40 Prozent betragen konnte. Das kippbare Fahrerhaus ermöglichte einen leichten Zugang zum Motor, der auch unter Feldbedingungen in nur vier Stunden ausgetauscht werden konnte. Zu den weiteren technischen Anforderungen gehörte eine hohe Kaltstartfähigkeit. So konnten die Fahrzeuge auch bei minus 40 Grad Celsius sicher gestartet werden.

Die Allradversion des LB 111 trug die Bezeichnung SBA 111, der abgebildete Allrad-Dreiachser die Bezeichnung SBAT 111. Von beiden Varianten wurden 3400 Fahrzeuge gebaut, davon 2700 für die schwedischen Streitkräfte.

Der Exportanteil von Scania war über die Jahre kontinuierlich gestiegen und lag Ende der siebziger Jahre bei beeindruckenden 88 Prozent. Allein in den Irak wurden seit den sechziger Jahren jährlich mehrere hundert Lkw verkauft. Diese Exportquote stieg bis Anfang der achtziger Jahre auf 4.000 Einheiten. In den Benelux-Ländern war Scania seit den fünfziger Jahren traditionell stark vertreten, Frankreich und Italien kamen im folgenden Jahrzehnt hinzu. Die Modelle 140 und 141 machten Scania in Italien zum zweitgrößten Hersteller nach Iveco.