Von Berlin nach Sinsheim und zurück

Eine Reise, die anders verlief als geplant

Eigentlich sollte dieser Beitrag ein Bericht über das dritte Treffen historischer Nutzfahrzeuge im Technik Museum Sinsheim werden. Dort waren rund 150 Lkw-Oldtimer aus den vergangenen Jahrzehnten angekündigt. Ich hatte geplant, während der angekündigten Ausfahrt viele Fotos zu machen, denn nur so kann man die Fahrzeuge einzeln in Aktion ablichten. Doch dann kam alles anders und der Inhalt dieses Beitrags nahm eine veränderte Form an. Auf den Fotos sind trotzdem viele interessante Nutzfahrzeug-Veteranen zu sehen. 
 

An einem schönen Donnerstag Mitte September startete ich mit meiner Partnerin Berta von 
Berlin aus. Wir fuhren mit dem Pkw Richtung Süddeutschland, um einen Bericht über das Treffen historischer Nutzfahrzeuge des Technik Museum Sinsheim vorzubereiten, das in Kooperation mit der Interessengemeinschaft Süddeutsche Lkw-Veteranenfreunde stattfand. Doch im Verlauf der Reise änderte sich das Thema. Es begann damit, dass unser Peugeot nach 600 Kilometern Autobahnfahrt den Geist aufgab. Zum Glück schaffte er es im Notlauf noch bis zu einem kurz vorher gebuchten Hotel. Am nächsten Morgen fing die Pechsträhne erst richtig an. Anstatt am Technik-Museum Sinsheim die ankommenden Lkw-Oldtimer zu fotografieren, den Veranstalter zu interviewen und Gespräche mit den Teilnehmern zu führen, verbrachten wir den Freitag mit ratlosen „gelben Engeln” vom ADAC. Wir ließen das Auto schließlich zur nächsten Peugeot-Werkstatt nach Mannheim schleppen und erhielten am Ende einen Mietwagen vom ADAC. Mit all dem waren stundenlange Wartezeiten verbunden. Am Sinsheimer Veranstaltungsort kamen wir erst abends an, kurz bevor es dunkel wurde.

Ein interessanter Vergleich: der von 1969 bis 1974 gebaute Hanomag-Henschel F 161 S und sein Vorgänger, der von 1961 bis 1965 hergestellte Henschel HS 16 TS. Eine eindrucksvolle Kulisse für das Treffen historischer Nutzfahrzeuge boten die zum Technik-Museum Sinsheim gehörenden Flugzeuge, die überall auf dem Veranstaltungsgelände installiert sind.
Bei der Ankunft fotografiert: ein Scania-Streamline-Haubenwagen der Serie 3 (gebaut von 1994 bis 1996) in den Farben der Brandenburger Gerloff-Spedition aus Schwanebeck. Im Hintergrund ist eine sowjetische Tupolew TU-134 der ungarischen Fluggesellschaft Malev zu sehen.
Gut aufgestellt: Lastwagen aus den Achtziger und Neunziger Jahren beim Sinsheimer Treffen historischer Nutzfahrzeuge. Der Volvo F 88 ist allerdings schon etwas älter.
Der schwere MAN 32.281 DH wurde von 1980 bis 1981 gebaut. Der gepflegte Allrad-Muldenkipper kam aus dem Heidelberger Raum nach Sinsheim und hatte daher nur eine kurze Anreise.

Nachdem ich ein paar Fotos von dicht zusammenstehenden Fahrzeugen, zumeist aus den Achtziger- und Neunziger Jahren Jahren gemacht hatte, fuhren wir zu einem langjährigen Freund, der in einem nahegelegenen Ort wohnt. Er hatte uns ein Zimmer zum Übernachten angeboten.

Dieser im Jahr 2007 für die Sammlung der Mercedes-Benz Trucks Classic zurückgekaufte L 4500 stammt aus Onitsha in Nigeria. Es handelt sich um ein Exportmodell von 1955, das damals in Deutschland bereits unter der Typenbezeichnung L 312 vermarktet wurde.
Wilhelm Holzwarth aus Gebenweiler hatte neben dem berühmten, aber äußerst seltenen Typ „Drache” aus seiner Krupp-Sammlung auch einen Kippsattelzug vom Typ S 901 mitgebracht. Dieser Frontlenker wurde von 1960 bis 1963 gebaut.
Unter den wenigen in Sinsheim präsentierten Feuerwehrfahrzeugen fand sich auch dieser Gerätewagen der „Neuen Generation” (Baujahre 1974 bis 1988) von Mercedes mit Bachert-Aufbau. Das Fahrzeug stammt von der Freiwilligen Feuerwehr Schönenberg-Kübelberg bei Saarbrücken.
Kleine Präsentation von Fahrzeugen der Sammlung "Mercedes-Benz Trucks Classic", bestehend aus Kurzhauber, Frontlenker und Haubenwagen. Alle drei gehören zum Mercedes Portfolio der Sechziger Jahre.
„Der Tanz um das goldene Kalb“ trifft diese Szene auf dem Veranstaltungsgelände nicht ganz, denn das Kalb war eher rostig als golden und getanzt hat auch niemand. Dennoch gehört das riesige U-Boot zu den spektakulärsten Museumsstücken in Sinsheim. Man kann über eine Brücke ins Innere gelangen oder über diesen Link zu einem Bericht, der den schwierigen Transport des U-Boots vom Neckar zum Museum beschreibt und illustriert.
Das Transportunternehmen Schüle & Sohn aus Sinsheim-Rohrbach hatte es nicht weit, um den originalgetreu restaurierten Mercedes L 312 auf dem Treffen vorzuführen. Vom 4,5-Tonner L 312 wurden von 1953 bis 1961 fast 65.000 Exemplare verkauft. Hinzu kommen die Allradversion LA 312 und die Variante als Militärfahrzeug LG 312 mit insgesamt rund 8.000 Einheiten. Die schon ab 1949 erhältlichen, fast gleich aussehenden 3,5-Tonner L 311 und LA 311 erreichten Produktionszahlen von insgesamt fast 55.000 Stück.
Dieser schicke Haubenwagen vom Typ L 3000 S stammt ebenfalls aus der Sammlung „Mercedes-Benz Trucks Classic”. Er wurde von 1938 bis 1944 produziert. 
Vor der Kulisse von Concorde und Tupolew TU-144 (die sich in ihrem Konzept ähneln), kamen die Fahrzeuge, die am Lkw-Veteranentreffen teilnahmen, besonders gut zur Geltung.

Am Samstagmorgen fuhren wir zur Veranstaltung. Wieder fotografierte ich einige der teilnehmenden Fahrzeuge. Die geplante Ausfahrt nach Speyer wurde jedoch storniert, bei der ich eigentlich Fotos machen wollte. Auf dem Platz mit vielen Zuschauern und dicht beieinander stehenden Fahrzeugen ist es nämlich fast unmöglich, gute Fotos zu machen. Stattdessen beschlossen wir, dem Technik-Museum Sinsheim einen Besuch abzustatten. Für 20 Euro Eintritt pro Person wird dort viel geboten. In den weitläufigen Hallen stehen Fahrzeuge aller Gattungen und Epochen sorgfältig angeordnet, unter der Decke hängen Flugzeuge und überall sind Accessoires beigefügt, die zu den eigentlichen Exponaten passen. Viel Fläche nehmen Militärfahrzeuge ein, vom Ketten-Motorrad bis zum Panzer. Ich hatte den Eindruck, dass im Deutschen Panzermuseum in Munster, das ich kürzlich besucht habe, nicht so viele Panzer ausgestellt sind wie in den Sinsheimer Hallen und im dazugehörigen Außenbereich. Viele Militärfahrzeuge sind mit lebensgroßen Puppen in den passenden Uniformen garniert, und die Umgebung ist wie in Modellbau-Dioramen gestaltet.

Dreirad-Transporter gehörten in den Fünfziger- und Sechziger Jahren noch zum Straßenbild in Deutschland. In der Gaststätte des Sinsheimer Museums ist ein Goliath GD 750 ausgestellt. Das Fahrzeug wurde sorgfältig restauriert und mit einer zeittypischen Ladung versehen. Das heute kurios anmutende Fahrzeug wurde von 1949 bis 1955 bei den Goliath-Werken in Bremen hergestellt.
Im Technik-Museum Sinsheim ist vielerlei Militärgerät ausgestellt, darunter auch einige Halbkettenfahrzeuge der „Deutschen Wehrmacht” aus den Jahren des Zweiten Weltkriegs. Das Foto zeigt ein Sd.Kfz. 7 (Sonderkraftfahrzeug 7) aus dem Jahr 1937, dessen Hauben-Seitenteile allerdings offenbar von einem Mercedes-Lkw der Nachkriegszeit stammen.
Der Raupenschlepper Ost (RSO) war ein im Zweiten Weltkrieg entwickelter Vollkettenschlepper, der den Transport unter den schwierigen Straßen- und Bodenverhältnissen an der Ostfront erleichtern sollte. Er wurde hauptsächlich als Zugfahrzeug für Geschütze sowie zum Transport von Ausrüstung, Gepäck und Munition eingesetzt. Seine Nutzlast betrug anderthalb Tonnen. Das Fahrzeug wurde ab 1942 bei Klöckner-Humboldt-Deutz sowie bei Steyr-Daimler-Puch in Österreich produziert.
Seltenes Sammelobjekt: Der italienische Breda-Artillerieschlepper aus dem Jahr 1943 wurde im Zweiten Weltkrieg in Afrika und auf dem Balkan eingesetzt. Bis zum Beginn der 1970er Jahre war er Teil des Fuhrparks der italienischen Armee.
Der GMC CCKW 352 war einer der meistgebauten Lkw der Welt: Zwischen 1941 und 1945 wurden rund 700.000 Einheiten produziert. Der 2,5-Tonner mit 6x6-Allradantrieb wurde in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg auch häufig in der Privatwirtschaft eingesetzt und half beim Wiederaufbau in vielen Ländern Westeuropas.
Diese Aufnahme zeigt ein weiteres Halbkettenfahrzeug vom Typ Sd.Kfz. 7/1, das mit einer Flugabwehrkanone (Flak) ausgerüstet ist. Vor dem rechten Vorderrad wurde sinnigerweise eine Landmine platziert. Also bitte bei Vorsicht der Weiterfahrt, das Ding könnte explodieren. :(
Das Baujahr dieses Vomag-Lastkraftwagens mit Fassbierwagen-Aufbau ist mit 1928 angegeben. Ab dem 1. Januar 1930 durften nur noch Motorfahrzeuge mit Luftreifen zugelassen werden, wobei eine Übergangsfrist bis 1935 galt. Nur Anhänger konnten noch etwas länger Vollgummi-bereift rollen. Der Vomag auf dem Foto verbrachte lange Jahre bei einem Oldtimer-Sammler in Großbritannien, bevor er zunächst als Leihgabe in seine alte deutsche Heimat zurückkehren konnte. Vollgummi-Reifen hat er noch immer …
Der Opel-Blitz-Dreitonner wurde in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs auch bei Mercedes produziert. Bei dem Museums-Exemplar ist der Hersteller nicht eindeutig erkennbar. Die Türbeschriftung lässt darauf schließen, dass der Pritschenwagen zunächst in der Privatwirtschaft und dann vermutlich für den Militärdienst eingesetzt wurde. Das Einheitsfahrerhaus und die Holzgasanlage zeugen von entbehrungsreichen Zeiten – dem alten Laster sei die Ruhe im Museum gegönnt.
Die heute fast vergessene Bremer Automobilmarke Hansa-Lloyd zählte zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts zu den wichtigen deutschen Herstellern von Pkw und Nutzfahrzeugen. Der Markenname wurde noch bis 1937 für Lastkraftwagen verwendet, nachdem Borgward im Jahr 1931 die Produktion übernommen hatte. Als Baujahr des auf dem Foto abgebildeten Elektroschleppers CL 5 wird 1923 angegeben.
Der älteste noch vorhandene Lastwagen aus bayerischer Produktion ist der 1907 in Nürnberg gebaute Maurer V II b. Der Lkw hat vollgummibereifte Holzspeichenräder und wird von einem wassergekühlten Zweizylindermotor mit zwölf PS angetrieben, der eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern ermöglicht. Das Fahrzeug wurde 1984 in einer Scheune entdeckt und restauriert, nachdem es 1917 dort eingelagert worden war.

Ich habe alle interessanten Lastwagen im Museum fotografiert, sowohl militärische als auch zivile. Einige der Fotos sind in diesem Bericht zu sehen. Der Museumsbesuch hat denn auch endgültig den Gedanken reifen lassen, diesen Beitrag nicht allein dem Lkw-Treffen zu widmen, sondern auch die Exponate des Museums mit einzubauen.

Der Rest ist schnell erzählt. Am Sonntag waren wir noch einmal auf dem Museumsgelände. Doch schon am Vormittag leerte sich der Platz rapide und die Teilnehmer machten sich auf den Heimweg. Mir gelangen noch einige Fotos auf dem Gelände und auf dem kurzen Straßenstück zwischen der Einfahrt zum Museum und der Autobahn.

Aufgeladen: SK auf NG. Die beiden Mercedes-Lkw-Generationen unterscheiden sich äußerlich nur im Detail, vor allem durch die veränderte Form der Seitenfenster. Die Sattelzugmaschine der „Neuen Generation” vom Typ 1632 mit V-10-Motor macht hier den Eindruck, als ob der Kipper der „Schweren Klasse”, Typ 2635, nicht auf eigenen Achsen die Veranstaltung verlassen sollte. Das Foto entstand kurz vor dem Ende des Sinsheimer Treffens für historische Nutzfahrzeuge.
Abgeladen: Kurz darauf sah man den Kipper der „Schweren Klasse” souverän in Richtung Autobahn fahren. Vielleicht wollte er nicht von seinem älteren Artgenossen mitgenommen werden, sondern selbst entscheiden, wo es langgeht.
Ebenso war dieser MAN F 90 bereits auf dem Weg in Richtung Autobahn, als das Foto aufgenommen wurde. 
Zur Sammlung von Mercedes-Benz Trucks Classic gehört auch dieser Mercedes L 5000. Er wurde von 1949 bis 1952 als Nachfolger des Vorkriegsmodells L 4500 (1939 bis 1948) gebaut. Auf dem Foto hat er gerade das Veranstaltungsgelände in Sinsheim verlassen.
Auch er war beim Lkw-Veteranentreffen in Sinsheim dabei. Mercedes-Benz Trucks Classic hatte nicht nur eine ganze Reihe von Lkw-Oldtimern in Sinsheim aufgefahren, sondern auch einige neue Modelle mit der ProCabin, über deren Erscheinungsbild die Meinungen weit auseinander klaffen. Besitzer eines Lkw-Führerscheins hatten die Möglichkeit, Probefahrten mit Diesel- und Elektrovarianten der neuen Baureihe zu machen. Unter den Testern gab es durchaus Begeisterung, nachdem die Probestrecke absolviert war.
MAN-VW der zweiten Baureihe mit den Scheinwerfern in der Stoßstange, hier als Allrad-Feuerwehr außer Dienst. Von 1981 bis 1987 hatte der MAN-VW runde Scheinwerfer beiderseits neben dem Kühlergrill. 1987 erschien das Modell G 90 mit serienmäßig eckigen Scheinwerfern. Bei dem abgebildeten Fahrzeug sind die Scheinwerfer jedoch rund.
Der Mercedes LP 1519 war eine der vielen Varianten der kubischen Generation aus den 1960er Jahren, die 1973 und 1974 von der "Neuen Generation" abgelöst wurde. Der Pritschenwagen auf dem Foto war Teil der Flotte von Mercedes-Benz Trucks Classic.
Für Lkw-Oldtimerfreunde, die schon länger dabei sind, war er ein alter Bekannter: Der Mercedes LP 322 mit Staufen-Kastenaufbau der 1921 gegründeten Spedition Auracher aus Stuttgart. Das Fahrzeug ist seit seiner Neuanschaffung im Jahr 1959 im Besitz der Familie Auracher und war Ende der 1990er Jahre noch täglich als Möbeltransporter im Einsatz. Hut ab vor so viel Sorgfalt und danke für das Wiedersehen!

Erst am Mittwoch brachen wir schließlich auf, denn die Hoffnung schwand, dass unser Peugeot zeitnah repariert würde. Es ging zurück nach Berlin, wo ich am Freitag den ADAC-Mietwagen abgeben musste. Zu Beginn der folgenden Woche erfuhr ich immer noch keinen Abholtermin für unser Auto. Während ich diesen Bericht schrieb, wartete ich auf eine Antwort aus Mannheim, um dann erneut mit einem Mietwagen aufzubrechen und das Auto abzuholen.

Text und Fotos: Steve St.Schmidt

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