Britische Lastwagen-Veteranen auf Zypern
Nicht nur für die Kartoffelernte unterwegs
Zypern war, wie auch Malta, fast ein Jahrhundert lang eine britische Kolonie. Es wundert also nicht, dass aus dieser Epoche noch Relikte auf der Insel vorhanden sind. Für Lkw-Freunde sind es die alten englischen Trucks, die das Interesse wecken. Mag sein, dass inzwischen nicht mehr viele dieser Veteranenfahrzeuge übrig sind. Doch vor rund zwanzig Jahren hat sich Truckspotting auf Zypern durchaus noch gelohnt. Christoph Büch aus Berlin hat sich im Jahr 2003 auf Zypern umgetan und zeigt in diesem Beitrag einige seiner Fundstücke.
Zypern ist mit mehr als 9000 Quadratkilometern die drittgrößte Mittelmeerinsel nach Sizilien und Sardinien. Geografisch gehört sie zu Asien, wird aber meistens Europa zugerechnet. Seit fast einem halben Jahrhundert ist die Insel in zwei Bereiche geteilt. Der Süden mit der Republik Zypern ist nach Griechenbland orientiert und Teil der Europäischen Union. Der kleinere Nordteil nennt sich Türkische Republik Nordzypern. Eine neutrale Pufferzone wird als grüne Linie bezeichnet. Auch die Hauptstadt Nikosia ist durch eine Grenze in zwei Bereiche gespalten. Auf der Insel hat sich der Linksverkehr erhalten, ein Relikt aus der Zeit von 1878 bis 1960, als Zypern eine britische Kolonie war.
Im Jahr 2003 verbrachte ich drei Wochen auf Zypern. Ich flog Ende März nach Larnaka, einer Stadt im griechischen Teil der Insel, wo sich mein Hotel befand. Die Jahreszeit war genau richtig, denn es war noch nicht sehr heiß und alles war schön grün. Ende der neunziger Jahre hatte ich schon einmal einige Tage auf der Insel verbracht und damals staunend festgestellt, dass dort viele ältere englische Lastwagen zu sehen waren. Also nahm ich diesmal meine Nikon und mein Fahrrad mit.
Der Urlaub übertraf dann alle Erwartungen. Larnaka liegt am Rande eines großen Anbaugebiets für Kartoffeln und in der Stadt selbst befand sich ein Lagerhaus für die Kartoffelernte der umliegenden Ländereien. Täglich trafen Lieferungen der Bauern ein, die mit älteren Lastwagen meist englischer Bauart in die Stadt gebracht wurden. Es war eine Freude, dort Fotos zu machen, alles war offen zugänglich. Meine Fotografiererei wurde zustimmend zur Kenntnis genommen. Kommunikation war leider wegen meiner fehlenden Sprachkenntnissen nicht möglich. Mein begeisterter Gesichtsausdruck und ein hoch gereckter Daumen mussten reichen.
Neben zahlreichen Fahrzeugen der Marken Bedford, Leyland, Ford, AEC, Seddon, Dodge und Commer gab es auch vereinzelte ältere Japaner und ich entdeckte einen inzwischen seltenen FIAT. Die Lastwagen, einer schöner als der andere, waren in Würde gealtert. Das trockene Klima der Insel und die relativ geringe Beanspruchung erklärten das lange Leben der Fahrzeuge, die nur zum Erntetransport gebraucht wurden.
Im Stadtgebiet von Larnaka waren auch andere englische Lkw unterwegs. Ich entdeckte dort auch einen Schrottplatz mit ausgemusterten, überwiegend englischen Armee-Fahrzeugen.
Bei meinen Fahrradtouren im Umland von Larnaka kam ich an vielen Kartoffelfeldern vorbei und lichtete die zum Kartoffeltransport in der Nähe abgestellten Lkw ab. Nie hörte ich ein böses Wort, denn alle schienen zu merken, dass ich nur ein harmloser Bekloppter war.
Ich konnte in den drei Wochen viele Fotos machen, von denen ich hier nur eine kleine Auswahl zeige. Eine ähnliche Expedition sollte unbedingt wiederholt werden, auch wenn sicher viele der alten Fahrzeuge inzwischen in den Lasterhimmel gerollt sind. Einige werden wohl noch überlebt haben.
Text und Fotos: Christoph Büch