Hartmannsdorf 2025: Oldtimer-Lkw beim größten Treffen Ostdeutschlands

„Von Hühnerschreck bis Brummi“

Nach 40 Jahren DDR kam die Wiedervereinigung. Von der ostdeutschen Automobilindustrie ist nicht viel übrig geblieben, fast alles wurde schlecht geredet, aufgekauft und platt gemacht. Gut, dass es Menschen gibt, die sich der Werte bewusst sind, die den Straßengüterverkehr im Osten geprägt haben. Denn die Nutzfahrzeuge aus Osteuropa hatten ihre Qualitäten - durch die langen Produktionszeiten von bis zu 30 Jahren und die geringe Teilevielfalt waren sie ausgereift und robust. Jedes Jahr am 1. Mai findet in Hartmannsdorf bei Chemnitz ein großes Treffen statt, bei dem die Teilnehmer und zehntausende Besucher den Fortbestand der alten Ost-Fahrzeuge feiern.

Das Sächsische Nutzfahrzeugmuseum in Hartmannsdorf bei Chemnitz ist bei Oldtimer- und Nutzfahrzeugfreunden vor allem in Ostdeutschland ein Begriff. Um den Bekanntheitsgrad der liebevoll und vielseitig zusammengestellten Lkw- und Omnibus-Sammlung in ganz Europa zu steigern, haben wir in diesem Beitrag einige Informationen zusammengestellt. Ein ausführlicher Bericht über das Museum folgt zu einem späteren Zeitpunkt, denn an dieser Stelle geht es vor allem um das größte Oldtimertreffen in Ostdeutschland, das vom Museum alljährlich am 1. Mai veranstaltet wird, im Jahr 2025 zum 22. Mal.

Dieser Blick in das Sächsische Nutzfahrzeugmuseum in Hartmannsdorf zeigt nur einen Teil der Exponate. Für fünf Euro Eintritt pro Person kann man die gesamte Vielfalt der ausgestellten Fahrzeuge besichtigen. Die Öffnungszeiten finden Sie am Ende des Artikels.

Sachsen ist seit weit mehr als hundert Jahren für seine Automobilindustrie bekannt. Von 1900 bis 1990 gab es in Sachsen insgesamt 14 Standorte, an denen Nutzfahrzeuge hergestellt wurden. In alphabetischer Reihenfolge handelte es sich um folgende Unternehmen:

• Audi-Werke AG Zwickau (1909-1932) Audiwerke
• Auto Union AG Chemnitz (1932-1945) Auto-Union
• Dresdener Gasmotorenfabrik AG (1884-1926) Hille
• DUX-Automobilwerke AG Leipzig (1895-1926) DUX
• Elite Werke AG Brand-Erbisdorf (1911-1931) Elite
• IFA VEB Horch/VEB Sachsenring (1945-1990) Sachsenring
• Markranstädter Automobilfabrik Hugo Ruppe GmbH (1907-1925) Ruppe
• Emil Hermann Nacke Coswig (1891-1929) Nacke
• Presto-Werke Günther & Co. AG Chemnitz (1897-1935) Presto
• VEB Barkas Werke Karl-Marx-Stadt (1923-1991) Barkas
• VEB Hebezeugwerk Sebnitz (1912-1971) Sebnitz
• VEB Kraftfahrzeugwerk “Ernst Grube” Werdau (1898-1990) Werdau
• VEB Robur-Werke Zittau (1880-1990) Robur
• VOMAG Vogtländische Maschinenfabrik AG Plauen (1881-1945) VOMAG

Um die Produkte dieser und anderer Nutzfahrzeug-Hersteller auf ehemaligem DDR-Gebiet nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, gründeten 25 engagierte Oldtimerfreunde im Jahr 1995 den Verein Historische Nutzfahrzeuge e.V.

Ziel war es, Produkte der Nutzfahrzeugindustrie einer vergangenen Epoche aufzuspüren, zu erwerben und zu erhalten, bevor sie in den Schrottpressen des wiedervereinigten Deutschlands für immer verschwanden. Der Verein übernahm Nutzfahrzeuge aus DDR-Zeiten in unrestauriertem Zustand, um sie in Eigenregie aufzuarbeiten und der interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Auch einiger Oldtimer westdeutscher Herkunft hat sich der Verein angenommen.

Das letzte Modell der legendären Marke VOMAG war der 4,5 LHG, der ab 1940 gebaut wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden alle Produktionsanlagen in Plauen von den sowjetischen Truppen demontiert und nach Russland gebracht. Der hier abgebildete LKW aus dem Jahr 1944 war vom Verein der Freunde und Förderer des Vogtlandmuseums Plauen e.V. zum Treffen mitgebracht worden, aber auch das Museum in Hartmannsdorf besitzt ein Exemplar dieses Modells.

Aus den wenigen Initiatoren sind inzwischen über 100 Mitglieder geworden, von denen sich ein Drittel aktiv an der Arbeit beteiligt. Unterstützung erhielt der Verein auch von der Gemeinde. Sie stellte die Halle zur Verfügung, in der die Werkstatt bis heute untergebracht ist, überließ dem Verein auch das Erbbaugrundstück für das Museum und half finanziell beim Bau der Halle. Darüber hinaus fließen jährlich kleinere vierstellige Beträge im Rahmen der Vereinsförderung in die Vereinskasse. Als arbeitsbeschaffende Maßnahme wurden arbeitslose Fachkräfte zur Verfügung gestellt. Sie erhielten die Möglichkeit, an der Restaurierung ausrangierter Nutzfahrzeuge mitzuwirken. Sie erhielten ihren Lohn vom Arbeitsamt, mussten aber immer wieder neu beantragt werden.

Das vom Museum Hartmannsdorf organisierte Treffen stand im Zeichen des Lkw-Modells W 50, das im Jahr 2025 sein 60-jähriges Jubiläum feiert. Die Gesamtproduktionszahl des W 50 beträgt 571.789 Fahrzeuge. Sie wurden zwischen 1965 und 1990 hauptsächlich im VEB Automobilwerke Ludwigsfelde gebaut. Das Foto zeigt die Allradversion W 50 LA.

Ende der 1990er Jahre bestand der Fundus restaurierter Nutzfahrzeug-Veteranen bereits aus 25 Fahrzeugen, die in einer 2001 fertiggestellten Halle im Gewerbegebiet von Hartmannsdorf bei Chemnitz ausgestellt werden konnten. In dem eigens errichteten Gebäude mit einer Ausstellungsfläche von 1400 Quadratmetern war zunächst genügend Platz, um neben den rundum vor den Wänden platzierten Dauerexponaten auch wechselnde Sonderausstellungen in der Hallenmitte zu zeigen.

Inzwischen ist der Bestand auf rund 70 restaurierte Nutzfahrzeuge angewachsen, etwa 30 weitere warten auf ihre Frischzellenkur oder sind in Arbeit. Obwohl inzwischen 50 Fahrzeuge dicht gedrängt in der Halle stehen, reicht der Platz nicht aus. Eine zweite Halle ist im Bau, um noch mehr Fahrzeuge ausstellen und auch das Depot unterbringen zu können. Das alles klingt, als ginge es von selbst, aber in Wirklichkeit steckt harte Arbeit dahinter, immer wieder neue Herausforderungen aller Art und die Frage, wie das alles finanziert werden soll. Gut, dass immer wieder einige gutwillige Sponsoren bereit sind, sich an den Kosten zu beteiligen und auch die Gemeinde Hartmannsdorf kooperativ bei der Lösung von Problemen aller Art mitwirkt.

Verschiedene Veranstaltungen des Museums tragen ebenso zur Finanzierung bei wie der moderate Museumseintritt von fünf Euro pro Person und die Einnahmen aus einem kleinen Shop mit Fachbüchern, Lkw-Modellen und Blechschildern. Das Museum verfügt über einen Pkw-Parkplatz und einen barrierefreien Zugang. Lkw können im angrenzenden Gewerbegebiet abgestellt werden.

Das wichtigste Ereignis für das Museum ist aber zweifellos das Oldtimertreffen “Von Hühnerschreck bis Brummi”, das alljährlich am 1. Mai stattfindet. 2002 begann es mit 15 teilnehmenden Fahrzeugen, inzwischen hat sich diese Zahl vervielfacht. Am 1. Mai 2025 trafen sich in Hartmannsdorf 500 Nutzfahrzeuge, 1500 Personenkraftwagen und 1500 motorisierte Zweiräder sowie 50 Ackerschlepper. Bei der inzwischen größten Veranstaltung dieser Art in Ostdeutschland kommt also jeder auf seine Kosten, der sich für Fahrzeuggeschichte interessiert. Und damit sind auch die tatsächlichen Kosten gemeint, denn der Eintrittspreis von nur fünf Euro pro Person sollte niemanden abschrecken, das Treffen zu besuchen. In diesem Jahr kamen 30.000 Besucher. Alle Zahlenangaben in diesem Absatz sind grobe Schätzungen der Veranstalter.

Dieses Jahr feierte der IFA W 50 sein 60-jähriges Jubiläum, dessen Produktionsstart 1965 in Ludwigsfelde erfolgte, als er den Haubenwagen S 4000 ablöste. Deshalb war eine große Zahl von W-50-Lastwagen mit ganz verschiedenen Aufbauten sowie das Nachfolgemodell L 60 erschienen.

Die Version des W 50 mit langem Fahrerhaus für den Fernverkehr war natürlich auch vertreten. Den Planenzug auf dem Foto hatte das Fuhrgeschäft Heinz Küchler nach Hartmannsdorf gebracht.
Auch in der Landwirtschaft war der W 50 unentbehrlich. Hier sehen wir einen Sattelzug mit Auflieger für den Transport von Futtermitteln, sorgfältig restauriert und für die Nachwelt erhalten.
1987, also kurz vor der Wende, war aus dem IFA W 50 der L 60 geworden. Äußerlich glich er weitgehend seinem Vorgänger, verfügte aber neben der neuerdings kippbaren Kabine über einen neu konzipierten Antriebsstrang, einen 180 PS starken Sechszylinder-Dieselmotor, Achtgang-Wechselgetriebe und Außenplanetenachsen. Sein Debüt feierte er auf der Leipziger Herbstmesse 1986, die Serienfertigung begann 1987. Parallel lief die Produktion des deutlich preiswerteren W-50 weiter, bis beide Modelle 1990 ausliefen.
Not macht erfinderisch! Noch kurz vor dem Mauerfall entstand bei der Spedition Hustig in Haselbachtal dieses Unikat: Ein Haubenwagen des Typs IFA H6Z mit Fahrerhaus des Frontlenkers L 60. Mit dem Kögel-Dreiachsanhänger auch heute noch eine Augenweide, noch dazu mit dem passenden Sound!
Die Ruhe vor dem Sturm - viele der Fotos in diesem Beitrag wurden am Vorabend der Veranstaltung aufgenommen, als nur wenige Teilnehmer unterwegs waren. Am 1. Mai, dem Tag der Veranstaltung, war es kaum möglich, die Fahrzeuge zu fotografieren, da zu viele Menschen die Sicht auf die Fahrzeuge verdeckten.
Es gab keine Beanstandungen wegen mangelnder Besucherzahlen. Im Gegenteil, es kamen so viele interessierte Zuschauer wie noch nie - hier ein Blick auf den Teilemarkt, der sich über mehrere Straßen im abgesperrten Bereich erstreckte.
Gepflegte Erscheinung: ein makellos restaurierter IFA H6 aus Dahlen, Schmannewitz
Die ukrainische Marke KrAZ hatte 1959 begonnen, schwere Lastkraftwagen zu produzieren, die auch in die DDR exportiert wurden. Zwei Muldenkipper vom Typ 256 B1 aus den späten 1970er Jahren waren nach Hartmannsdorf gekommen.

Am Hartmannsdorfer Treffen können alle Fahrzeuge teilnehmen, die dem Oldtimer-Reglement entsprechen, also mindestens 30 Jahre alt sind und sich im Originalzustand befinden. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich, die Stellflächen sind kostenlos, lediglich für einen Stromanschluss wird eine Gebühr von zehn Euro erhoben. Für das leibliche Wohl ist gesorgt: Imbiss- und Getränkestände sind über das gesamte Gelände verteilt, für die Kleinen gibt es ein Karussell.

Seltene Schönheit aus Ungarn: Das Fuhrunternehmen Alfred Frank aus Leipzig brachte seinen Csepel-Frontlenker vom Typ D-705 von 1962 mit Auflieger als Fahrbibliothek nach Hartmannsdorf.
Der GAZ-63 ist ein sowjetischer Lastkraftwagen mit Allradantrieb, der von Gorkowski Awtomobilny Sawod (GAZ) produziert wurde. Die Serienproduktion begann 1948 und lief bis 1968. Der GAZ-63 war vor allem für militärische und zivile Einsätze in schwierigem Gelände konzipiert und diente als direkter Vorgänger des GAZ-66.
Der GAZ-66, Nachfolger des GAZ-63 ist ein leichter Allrad-Lkw, der von 1964 bis 1999 vom sowjetischen bzw. russischen Hersteller Gorkowski Awtomobilny Sawod gebaut wurde. Er war insbesondere bei den Streitkräften der Sowjetunion sowie in vielen Ländern des ehemaligen Ostblocks weit verbreitet und wird auch heute noch in einigen Armeen Osteuropas eingesetzt.
Der formschöne Transporter Barkas B 1000 war mehrfach in Hartmannsdorf vertreten, hier in der Variante als Pritschenwagen. Es gab ihn von 1961 bis 1990, auch als Kastenwagen, Kleinbus und in vielen anderen Varianten für Polizei, Feuerwehr und als Krankenwagen.
Mit verdecktem Blaulicht fuhr dieser Barkas B 1000 nach Hause, denn in Deutschland ist es verboten, im öffentlichen Straßenverkehr mit Blaulicht zu fahren, auch wenn es ausgeschaltet ist.  Dieses Verbot gilt natürlich nur für Privatfahrzeuge.
Und er war der Vorgänger des Barkas B 1000: der Barkas 901/2 von Mitte der 1950er Jahre. Ursprünglich mit dem luftgekühlten Dreizylinder des IFA F 9 ausgerüstet, erhielt er 1956 den Motor des Wartburg-Pkw.
Der Barkas 901/2 dürfte als Sattelzug für den Langmaterialtransport sehr selten gewesen sein. Umso interessanter war sein Auftritt in Hartmannsdorf.
Den in der DDR weit verbreiteten Robur Garant 30 K gab es mit der abgebildeten Haubenform von 1955 bis 1961. Der Garant war eine Weiterentwicklung des ab 1931 in Zittau produzierten Phänomen Granit. Der Enteignung der Phänomen-Werke im Jahr 1946 folgte zwei Jahre später die Eingliederung in die IFA-Vereinigung volkseigener Fahrzeugwerke. Das Foto entstand in Hartmannsdorf bei der Anreise zum Treffen.
1961 löste der Robur LO 2500 die Garant-Baureihe ab, zunächst mit ovalem Kühlergrill mit verchromtem Rand. Auf dem Foto ist der LO 3000 zu sehen (hier als Allrad-Version), der ab 1973 mit schlichtem Kühlergrill produziert wurde.
Vom modernisierten Robur LD 3004 mit Deutz-Dieselmotor wurden in den Jahren 1990 und 1991 etwa 300 Stück produziert. Im August 1991 beschlossen die Gesellschafter die Liquidation der Robur-Werke. Kurz darauf wurde die Fahrzeugproduktion eingestellt, nachdem in 40 Jahren rund 230.000 Fahrzeuge das Werk verlassen hatten, von denen etwa die Hälfte exportiert werden konnte.

Die Veranstaltung findet in unmittelbarer Nähe des Museums statt, wobei die Vielzahl der teilnehmenden Fahrzeuge und ein großer Teilemarkt mit den Jahren immer mehr Fläche beanspruchen, so dass fast das gesamte Gewerbegebiet Hartmannsdorf abgesperrt werden muss, um dem Ansturm gerecht zu werden.

Es ist nicht ganz einfach, die teilnehmenden Fahrzeuge zu fotografieren, da überall viele Besucher sind, die sich gerne vor den Fahrzeugen aufhalten. Es empfiehlt sich daher, bereits am Vortag auf dem Veranstaltungsgelände zu sein. Dann sind viele Fahrzeuge schon da und man kann ohne Stress fotografieren. So sind auch viele Bilder in diesem Beitrag entstanden, bzw. am Ende der Veranstaltung an der Straße, auf der die Teilnehmer das Treffen verließen.

S 4000 als Zugmaschine in gepflegtem Originalzustand mit einem Schuss Patina
Der IFA H6 aus dem VEB Kraftfahrzeugwerk „Ernst Grube“ in Werdau war die schwere Variante des S 4000. Er wurde von 1952 bis 1959 gebaut. Der Sattelzug auf dem Bild wurde von der Spedition Johannes Hustig aus Haselbachtal zum Treffen gebracht. Die Aufnahme entstand am späten Nachmittag des 1. Mai, als sich der gepflegte Lastzug bereits wieder auf dem Heimweg befand.
Für alle, die sich mit dem Unterschied zwischen S 4000 und H6 schwer tun, hier ein Vergleichsbild, das die äußerlichen Unterschiede deutlich macht. Merke: Beim größeren H6 gab es eine Fläche über den Scheinwerfern, in der manchmal die Blinkleuchten untergebracht wurden. (Abgesehen von den Kühlermasken, die unterschiedliche Proportionen hatten).
Natürlich nahmen auch Omnibusse am Treffen in Hartmannsdorf teil. Gleich mehrere Exemplare des Ikarus 66 waren angereist. Der extravagant gestaltete Bus des ungarischen Herstellers wurde 1952 vorgestellt und von 1955 bis 1973 gebaut. Typisches Merkmal war der im Heck untergebrachte 145-PS-Motor, der je nach Übersetzung Höchstgeschwindigkeiten von fast 100 Stundenkilometern ermöglichte.
Neben den Hunderten von Fahrzeugen aller Art war der Teilemarkt ein von vielen Besuchern frequentierter Bereich, der sich über einen großen Teil des Veranstaltungsgeländes erstreckte. Suchen und Finden von wichtigen Ersatzteilen war hier die Devise.
Traumhaft schön: Welcher Lkw-Fan kann diesem Anblick widerstehen? Das 1951 gegründete Fuhrunternehmen Heinz Gerloff aus Schwanebeck hatte nicht nur diesen IFA H6 mit Dreiachsanhänger zum Treffen mitgebracht, sondern auch den Koffersattelzug, der als Titelbild für diesen Bericht dient. Die Zugmaschine mit verlängertem Fahrerhaus dürfte es nicht oft gegeben haben, aber die wenigen selbständigen Fuhrunternehmer in der DDR haben ihre Fahrzeuge damals zweifellos mit viel Eigeninitiative und handwerklicher Höchstleistung ihren Bedürfnissen angepasst.
Ein weiteres erlesenes Schmuckstück des Hartmannsdorfer Treffens war der ab 1957 in Tschechien gebaute 160 PS starke Škoda 706 RT. Er gehörte zur LKW-Sammlung des Plauener Spediteurs Werner Poller. Neben dem sorgfältig restaurierten Fahrerhaus hatte man in Plauen auch die Aufbauten von Motorwagen und Anhänger liebevoll als Pritschenwagen mit flachem Verdeck für Wernesgrüner Bier hergerichtet.
Der Nachfolger des Škoda 706 RT war der 706 MT, der ab 1969 unter dem Namen LIAZ in Tschechien gebaut wurde. Für den Antrieb sorgte nun ein Direkteinspritzer mit 200 PS Leistung. Weitere Verbesserungen waren ein synchronisiertes Fünfganggetriebe mit Splitgruppe, Servolenkung und eine Zweikreis-Druckluftbremse. Das Foto zeigt einen 706 MT mit Feuerwehr-Aufbau.
Auf dem Treffen hatte man alles gut vorbereitet. Speisen und Gertänke gab es an verschiedenen Ständen über das Gelände verteilt, auch die sanitären Einrichtungen waren leicht zu finden.
Der für den militärischen Einsatz in der DDR vorgesehene 6x6-Lkw mit der Typenbezeichnung G5 wurde von 1952 bis 1964 im Kraftfahrzeugwerk "Ernst Grube" in Werdau gebaut. Die Entwicklung des Fünftonners hatte bereits während des Zweiten Weltkrieges bei VOMAG begonnen und wurde nach dem Krieg bei Horch fortgesetzt.
Unzählige Stände mit Ersatzteilen säumten die Straßen, auf denen auch manche Oldtimer zu bestaunen waren. Im sympathischen Durcheinander war auch Platz für Nebensächlichkeiten wie DDR-Turnhosen (Restposten - auch im Sonderangebot - drei Stück für 20 Euro) und Blechschilder mit in unterschiedlichen Richtungen treffenden Sprüchen.
Auch ein Opel-Blitz-Dreitonner mit Allradantrieb, der ab 1941 gebaut wurde, war in Hartmannsdorf dabei. Das Fahrerhaus stammte aus DDR-Produktion.
Der Autodrehkran mit der Bezeichnung ADK 63-2 war mit einem TAKRAF Motorgreifer ausgestattet. Die Tragfähigkeit betrug 6,3 Tonnen. Die Herstellung unter Verwendung von Teilen des IFA H6 erfolgte beim VEB Schwermaschinenbau "Georgi Dimitroff" in Magdeburg.
Beim Treffen in Hartmannsdorf sind nicht nur Lkw zugelassen. Auch Busse, Zweiräder, Personenwagen und Ackerschlepper sind zugelassen. Diese Website ist auf Lastwagen fokussiert, aber einer der vielen Ackerschlepper, die am Treffen teilnahmen, soll hier gezeigt werden. Der Dutra D 4 K von 1962, genannt Langnase, war ursprünglich mit einem 65 PS starken Czepel-Motor ausgerüstet. Der Schlepper mit den vier gleich großen Rädern stammt aus dem ungarischen Traktorenwerk "Roter Stern". Ab 1964 hieß er D 4 K-B und hatte einen 90-PS-Motor.
Der Tatra 141 gehört zu den legendären Modellen des tschechischen Herstellers, der den Zerfall des Ostblocks bis heute überlebt hat und weiterhin Nutzfahrzeuge (mit DAF-Fahrerhäusern) baut. Der Typ 141, hier im Erscheinungsbild der Deutschen Reichsbahn, wurde aus dem Tatra 111 als Schwerlastzugmaschine entwickelt. Er wurde in der Zeit von 1957 bis 1970 gebaut.
Seine kompakte Wucht, das kantige Aussehen und die fetten Räder machen den Tatra 813 zu einem fast unvergesslichen Anblick. Deshalb zeigen wir ihn hier von zwei Seiten. Das 8x8-Fahrgestell mit  dem Tatra-typischen Negativsturz machte die schwere Zugmaschine mit 270-PS-Motor zum Allrounder im Gelände, sogar beim Ziehen von schwerem Gerät. Den Typ 813 gab es auch als Zwei- und Dreiachser. Er wurde von 1967 bis 1982 gebaut.
Mit von der Partie war auch ein MAN F 2000. Dieses Modell gab es ab 1994 und damit passte der beliebte West-Lkw in die vom Veranstalter vorgegebene Zeitspanne von mindestens 30 Jahren, die seit der Einführung des Modells vergangen sein mussten.
Und auch ein Ami kam nach Hartmannsdorf. Der robuste Dodge M 37 wurde von 1951 bis 1968 rund 115.000 Mal gebaut, einschließlich des ab 1958 konstruktiv verbesserten M 37 B1. Sein Nachfolger bei der US-Army war der M 715 von Kaiser Jeep, der als untermotorisiert und anfällig galt.
Der russische KamAZ 4310 ist ein dreiachsiger Allrad-Lkw aus russischer Produktion. Er wurde von 1981 bis 1995 bei KamAZ (Kamskiy Avtomobilnyy Zavod) in Nabereschnyje Tschelny hauptsächlich für das Militär gebaut. Die genaue Produktionszahl des KamAZ-4310 ist nicht öffentlich dokumentiert, aber das Modell wurde in großen Stückzahlen produziert und war einer der wichtigsten Militärlastwagen der Sowjetunion und Russlands.
Der imposante Fuhrpark der Christian Priebs KG, vormals Bruno Priebs KG, war schon zu DDR-Zeiten ein leuchtendes Beispiel für Eigenständigkeit und Individualität bei der Zusammenstellung des Fuhrparks unter Einbeziehung von Lastwagen der Marken Volvo und Scania. In Hartmannsdorf erschienen die Priebs 2025 zum Beispiel mit diesem Volvo F 89, der von 1970 bis 1977 gebaut wurde.
Zum Schluss noch ein paar Kleinigkeiten aus DDR-Produktion: Der Multicar M 25 mit zwei Tonnen Nutzlast, Nachfolger des Modells M 24, wurde ab 1978 im VEB Fahrzeugwerk Waltershausen hergestellt. Äußerlich unterschied er sich von seinem Vorgänger vor allem durch die weiter nach unten gezogene Frontscheibe. 1992 folgte der Multicar M 26 mit neuer Frontgestaltung durch ein Kunststoffteil.
Weniger bekannt als der Multicar ist der Wartburg Pickup vom Typ 1.3 Trans, der von 1988 bis 1991 als Nachfolger des Wartburg 353 Trans angeboten wurde. Rund 920 Fahrzeuge des Typs 1.3 Trans sollen bis zur Einstellung der Plw-Produktion das Automobilwerk Eisenach verlassen haben.

Wer plant, das Sächsische Nutzfahrzeugmuseum in Hartmannsdorf oder im nächsten Jahr das Treffen zu besuchen, findet es in kurzer Entfernung zur Autobahn A72. Nimm die Abfahrt 19 nach Hartmannsdorf und folge der S 242 etwa zwei Kilometer in Richtung Hartmannsdorf/Burgstädt. Das Museum befindet sich an der dritten Ampelkreuzung auf der linken Seite. Hier die Öffnungszeiten:

Dienstag bis Freitag 9.00 bis 16.00 Uhr

Samstag 10.00 bis 16.00 Uhr

(letzter Einlass 30 Minuten vor Schluss),

sowie nach Vereinbarung (03722/92544).

An Sonn- und Feiertagen ist das Museum geschlossen.

Für mehr Info kannst du die sorgfältig gemachte Website des Museums besuchen.

Text und Fotos: Steve St.Schmidt (Berlin)

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