Das 18. Treffen der Nutzfahrzeug-Veteranen in Wörnitz
Mit rund 400 Fahrzeugen die größte Veranstaltung dieser Art in Europa
Der Name Wörnitz hat sich in den letzten Jahrzehnten als Begriff für das größte Oldtimer-Lastwagentreffen Europas etabliert. Die Veranstaltung findet alle zwei Jahre statt, 2024 zum 18. Mal. Am regenfreien Wochenende vom 6. bis 8. September versammelten sich rund 400 Fahrzeuge auf dem Autohof Wörnitz, darunter viele Raritäten und Neuanschaffungen. Sie kamen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus anderen Nationen wie den Niederlanden, Belgien, Österreich und der Schweiz.
Wörnitz ist eine beschauliche Gemeinde in Bayern mit knapp 2000 Einwohnern, eine Ausfahrt der Autobahn A7 trägt ihren Namen und ebenso ein Autohof. Dort wird dem Lkw-Fernverkehr nicht nur viel Platz zum Übernachten geboten, sondern auch sonst alle Annehmlichkeiten. Das erste Treffen der Nutzfahrzeug-Veteranen hatte dort im Jahr 1989 stattgefunden. Etwa 35 Fahrzeuge waren dabei, und das waren damals viele, denn die deutsche Lkw-Oldtimerszene nahm in den 1980ern erst richtig Fahrt auf. Noch kannten sich alle, die mit der Thematik zu tun hatten, es gab sozusagen eine eingeschworene Clique.
In der Folgezeit etablierte sich Wörnitz als fester Bestandteil im Veranstaltungskalender, alle zwei Jahre fand ein Treffen auf dem Autohof statt und die Teilnehmerzahlen stiegen kontinuierlich. Zu den historischen Lastwagen gesellten sich auch einige Omnibusse und Feuerwehrfahrzeuge, fast alle sorgfältig restauriert, einige auch „naturbelassen“ mit der entsprechenden Patina. Die Veranstaltung wuchs und wuchs, und 2015 übernahm der engagierte Oldtimerfreund Harald Brem mit seinem Sohn das Zepter, nachdem die früheren Organisatoren Werner Lachnit und Wolfgang Riek sowie Ronny Pflug von der Spedition Roll signalisiert hatten, dass sie die Verantwortung lange genug getragen hätten. Wegen der Pandemie fiel Wörnitz 2021 aus und wurde ein Jahr später nachgeholt. Seither hat sich der Rhythmus auf die geraden Jahre verlagert.
Besonderer Dank gebührt Marcel Bark und seinem Team von der Schaal GmbH, denn die unbürokratische Unterstützung der Autohof-Betreiber hat die Veranstaltung überhaupt erst möglich gemacht. Das Treffen 2024 war das bisher größte in Wörnitz. Die rund 400 überwiegend nach Marken sortierten Fahrzeuge boten eine wahre Pracht an Lkw-Veteranen aus dem halben Jahrhundert nach dem Zweiten Weltkrieg. In Deutschland wird die Gesamtzahl der restaurierten und fahrbereiten Lkw-Oldtimer auf rund 1.000 geschätzt, weit mehr als ein Drittel von ihnen war in Wörnitz versammelt. Auch einige Vorkriegstypen waren dabei, darunter ein Vomag von 1940 aus der letzten Generation des legendären Herstellers aus Plauen. Das früheste Baujahr wies ein Opel-P4-Lieferwagen von 1934 auf, gefolgt von einem Opel-Blitz-Bus von 1936.
Traditionell fand am Samstag eine Ausfahrt statt, an der ein Großteil der Fahrzeuge teilnahm. Vom Autohof Wörnitz ging es zum Speditionsgelände der Firma Heinrich Hamprecht Kraftverkehr in der Nähe von Künzelsau. Rolf Hamprecht und sein Team hatten sich eine ausgeklügelte Route einfallen lassen, die 65 Kilometer durch wunderschöne Landschaften und verschlafene bayerische und baden-württembergische Dörfer führte. Staunende Anwohner standen in ihren Hauseingängen und winkten mit dem Daumen nach oben, als die urigen Oldtimer-Lastwagen an ihnen vorbei tuckerten und die Schlange nicht enden wollte.
Am Ziel der Ausfahrt gab es in der Speditionshalle ein leckeres Mittagessen für die Teilnehmer, die sich etwa beim Genuss von Gulaschsuppe ausgiebig über ihre Fahrzeuge, die Veranstaltung und die Erlebnisse auf der Ausfahrt austauschen konnten. Alle waren wohlbehalten angekommen und hatten sich viel zu erzählen.
Am Sonntag fand die traditionelle Fahrzeugpräsentation statt. Moderator Holger Hahn wusste über Mikrofon und Lautsprecher zu jedem Oldtimer eine interessante Anekdote zu erzählen.
Neben den Teilnehmenden waren natürlich auch zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer nach Wörnitz gekommen, um die vielen historischen Lastwagen zu bestaunen und sie ihrem Nachwuchs zu zeigen. Auf einem großen Parkplatz konnten die Autos abgestellt werden, für das leibliche Wohl war bestens gesorgt.
Als die Veranstaltung zu Ende ging, war unter den Teilnehmern eine große Zufriedenheit zu spüren, denn man war dabei gewesen, hatte Freunde wieder getroffen und so manches bisher unbekannte Fahrzeug bewundern können. Dazu gehörte insbesondere Heinz-Bruno Heckers imposanter Krupp-Titan-Lastzug, der erstmals mit einem dreiachsigen Anhänger auf einem Treffen zu sehen war. Unmittelbar zuvor hatte er bereits an der 20. Deutschlandfahrt von Joachim Fehrenkötter, der „Tour der Legenden“, teilgenommen. Zudem ziert der Titan die diesjährige Plakette des Treffens in Wörnitz. Für besondere Überraschungen sorgten auch Wilhelm Holzwarth, der in Wörnitz den einzigen erhaltenen, fahrbereiten und komplett restaurierten Allrad-Kipper vom Typ Krupp Drache präsentierte sowie die Gebrüder Lipperts mit ihrem Büssing-NAG 5000 S, der zwei Anhänger zog, wie es in Deutschland bis zum Jahr 1951 durchaus üblich war.
Fazit: Die Veranstaltung in Wörnitz ist mehr als die Reise wert. Wir freuen uns auf 2026, wenn das nächste Treffen auf dem Autohof stattfinden wird.
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