Historische Baustelle im Kieswerk Brecht bei Philippsburg 2024

Baumaschinen, Kipper, Feldbahn und Modelle in Aktion - ein Familienfest

Zum 17. Mal fand auf dem Gelände eines süddeutschen Kieswerks zwischen Mannheim und Karlsruhe ein Oldtimer-Festival der besonderen Art statt. Die Teilnehmer konnten sich mit ihren historischen Fahrzeugen und Baumaschinen nach Herzenslust austoben und die Zuschauer waren eingeladen, das bunte Treiben ohne Absperrungen und Flatterbänder zu bestaunen. Darüber hinaus war das Treffen wie immer von einer kaum zu überbietenden Vielfalt geprägt. Für truckinfocus.com waren Andreas Fehsenmeier und sein Sohn Linus aus Heidelberg vor Ort und haben uns einen interessanten Bericht mit tollen Fotos geschickt.

Am 7. Juli 2024 war es wieder soweit und die rührige Interessengemeinschaft historische Baumaschinen e.V. lud bei bestem Wetter, nachdem es am Vortag noch kräftig geregnet hatte, in die ehemalige Kiesgrube Brecht bei Philipsburg in Süddeutschland ein.

Idyllisch in den Auen des Altrheins gelegen, bot das weitläufige Gelände ausreichend Platz für den ausgeprägten Spieltrieb der Teilnehmer und Besucher. Herrlich entspannt und ohne große Reglementierung konnte hier nach Herzenslust gebuddelt, gebaggert, gekippt, geschoben, auf- und abgeladen, gepumpt und sogar im angrenzenden Brechtsee gebadet werden. Aber auch wer kein geeignetes Spielgerät mitgebracht hatte und als Besucher nur zum Zuschauen gekommen war, kam voll auf seine Kosten.

Buntes Treiben beim Kiesgrubenfest: Im Vordergrund ein Seilbagger der Firma Johannes Fuchs vom Typ F 301, laut Wikipedia einer der meistgebauten Bagger der Welt. Er wurde ab 1957 in rund 15.000 Exemplaren gebaut.
Autoschütter, auch Vorderkipper, Dumper oder "Japaner" genannt, waren überall auf dem Festival in der Kiesgrube unterwegs und brachten Sand von hier nach dort und umgekehrt, je nachdem, wo er "gebraucht" wurde

Egal wie viele Runden man über das Gelände drehte, immer wieder gab es etwas Neues zu entdecken. Irgendwo wurde garantiert eine neue Baustelle eröffnet oder eine Flotte neuer Fahrzeuge rollte an, um sich ins Geschehen einzumischen. Die zahlreichen Seil- und Kettenbagger schaufelten fleißig Sandhügel weg, die dann an anderer Stelle wieder aufgeschüttet wurden. Den Transport übernahmen entweder die großen Kipper oder die Feldbahn, die mitten durch das Gelände führte und mit ihren Loren auf eigens verlegten Gleisen hin und her fuhr. Daneben waren zahlreiche kleine Dumper als Transportmittel im Einsatz und drehten fleißig ihre Runden.

Nicht nur die emsigen Autoschütter, sondern auch schwere Kipper waren den ganzen Tag in der Kiesgrube mit dem Sandtransport beschäftigt, ebenso wie die Feldbahn-Diesellok der Firma Orenstein & Koppel, die fünf Kipploren zog.
Die Gleise für die Feldbahn hatten Mitglieder der Interessengemeinschaft Historische Baumaschinen eigens für das Festival in der Kiesgrube verlegt
Action war überall gleichzeitig: Seibagger, Radlader und Kipper arbeiteten bei herrlichem Sommerwetter unermüdlich um die Wette.

Es ging aber auch noch kleiner, denn gegenüber dem Cateringbereich wurde eine historische Baustelle mit zahlreichen, teilweise ferngesteuerten Modellen in den Maßstäben 1:160 bis 1:10 nachgestellt. Mit mehreren Sandhaufen und einer Verladeanlage war ein perfektes Diorama für die Modelle geschaffen worden, in dem auch ständig gebaggert, gekippt, be- und entladen wurde. Beeindruckend war nicht nur die Detailtreue der Modelle, sondern auch, wie täuschend echt sie wirkten, wenn sie von den Modellbauprofis per Funkfernsteuerung durch das Gelände gesteuert wurden.

Auch Modellbauer halfen mit, das Arbeitspensum zu bewältigen. Sie hatten eine Anlage zum Be- und Entladen der Miniatur-Baufahrzeuge aufgebaut, die teilweise sogar ferngesteuert fuhren.
Täuschend echt: Schwere Muldenkipper von Faun und Kaelble aus längst vergangenen Zeiten im Maßstab 1:24

Wie in den vergangenen Jahren waren aber nicht nur aktive Baufahrzeuge und -maschinen zu sehen. Alle historischen Lastkraftwagen waren willkommen, auch wenn sie nicht kippen konnten, einen Kofferaufbau oder sogar einen Feuerwehrleiteraufbau hatten. Eine Metz-Drehleiter war mit ihrer Teleskopbühne eine beliebte Plattform für Mutige, die das Geschehen aus luftiger Höhe beobachten oder fotografieren wollten.

Bei Höhenangst eher nicht: Wer wollte, konnte sich mit einer Drehleiter in die Höhe schieben lassen, um die Kiesgrube und das Treiben darin aus der Vogelperspektive zu betrachten.

Insgesamt sorgte der wohltuend bunte Markenmix der Lkw von Saurer über Scania, Kramer, Büssing, Borgward, Magirus, Henschel, Volvo und Robur für Abwechslung.

Makellos restaurierter und geschmackvoll beschrifteter Henschel-Kipper vom Typ HS 100
Nicht alle Baulastwagen, die an dem Treffen teilnahmen, waren restauriert. Einige, wie der Borgward oben rechts in diesem Quartett, hatten eine sympathische Patina, die ihnen sehr gut stand.
Auch ein Robur aus DDR-Produktion hatte den Weg nach Süddeutschland gefunden. Der Typ LO 1800 A stammt aus den frühen 1960er Jahren.
Nicht nur Baufahrzeuge waren in der Kiesgrube willkommen. Auch einige schwere Fernverkehrs-Lkw hatten sich eingefunden und fanden neben einem Büssing-Kipper Platz.
Der Schweizer Saurer D 290 B aus den späten 1970er Jahren war und ist in Deutschland ein seltener Anblick.
Der Mercedes-Benz, Typ L 1418, wurde von 1963 bis 1976 gebaut. Der formschöne Kipper, der in der Kiesgrube präsentiert wurde, ist also rund 50 Jahre alt.
Büssing-Lkw mit stehendem Motor waren eher die Ausnahme, denn die Braunschweiger Lkw-Schmiede setzte vor allem auf Unterflurmotoren. Der Allrad-Kipper vom Typ BS 15 AK erschien 1968, drei Jahre bevor Büssing von MAN übernommen wurde.

Und abwechslungsreich, wie es in der Kiesgrube nun einmal ist, war auch Platz für eine Reihe von Traktoren der Bulldog-Freunde Stutensee, die mit ihren zur Fußball-Europameisterschaft geschmückten Traktoren dem Treffen einen ausgiebigen Besuch abstatteten.

Die Bulldog-Freunde Stutensee kamen auf einen Besuch vorbei und bereicherten das ohnehin schon reichhaltige Panorama um eine Reihe von Traktoren
Ein kleiner Ackerschlepper der Marke Holder, dahinter ein Lanz Bulldog bei der Fahrt über das Kiesgruben-Gelände. Rechts im Bild ein Seilbagger der besonderen Art, dessen Hersteller zwar auf dem Schild am Heck des Fahrzeugs stehen mag, der uns aber leider völlig unbekannt ist.
Aus der Geschichte der Baumaschinen: Beim Treffen in der Kiesgrube kamen viele Raritäten zusammen, um noch einmal zu zeigen, was in ihnen steckt.
Noch mehr Baumaschinen-Nostalgie: Raupenlader von Orenstein & Koppel, Minibagger von Pel-Job, Straßenwalze von ABG und Seilbagger von Krupp-Dolberg

Aber damit war die Vielseitigkeit noch lange nicht erschöpft, sogar eine alte Wasserpumpe, Fabrikat Speck, angetrieben von einem Deutz-Verdampfer, hatte ihren Platz am See gefunden und pumpte unermüdlich Wasser aus und mit der Feuerwehrspritze wieder in den See zurück. Daneben stand eine Ziegler-Feuerwehrpumpe mit Spritze, mit der die kleinsten Besucher fleißig Feuerwehrmann üben konnten.

Als besonders angenehm empfinden Teilnehmer und Besucher, dass man sich auf dem Gelände völlig frei bewegen kann. Da alle aufeinander achten, passieren keine Unfälle und auch Kinder können das interessante Treiben aus nächster Nähe beobachten.

Fast schon ein Markenzeichen des Treffens ist übrigens, dass es keine Absperrungen, Flatterbänder oder Besucherbereiche gibt. So hatten die Fotografen freie Bahn. Alles und jeder bewegte sich ungehindert und völlig entspannt auf dem Gelände zwischen Fahrzeugen, Maschinen und Baustellen.

Spaß muss sein, sagten sich die beiden lustigen Gesellen und ließen sich ein ums andere Mal im "Japaner" über das Gelände kutschieren. Dabei nahmen sie ein Dauerbad und ernährten sich von Hopfen und Malz in flüssiger Form.

Noch mehr Spaß gefällig? In der Kiesgrube immer möglich: Mitten im Getümmel drehte ein kleiner Aufsitzdumper unermüdlich seine Runden, seine Ladung bei der Hitze? natürlich Wasser! Aber mit Inhalt! Zwei fröhliche Gesellen, die sich Runde um Runde immer wieder über das Gelände fahren ließen, brrrr, da war am Ende mehr als nur das Bier gut gekühlt - wohl bekomm’s!

Ein letzter Blick auf einen Teil des Geländes, aufgenommen von Linus Fehsenmeier

Bleibt noch die erstklassige Verpflegung zu erwähnen, die in und um einige Garagen und Geräteschuppen von den Vereinsmitgliedern angeboten wurde. Leckeres vom Grill, selbstgemachter Wurstsalat bis hin zum selbstgebackenen Kuchen sorgten dafür, dass jeder auf seine Kosten kam.

Fazit: Ein super entspanntes Familienfest für die gesamte Nutzfahrzeug-Oldtimer-Gemeinde und alle Fans - wir freuen uns schon auf das nächste Jahr!

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