Die FTF-Chronik
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Von Niels Jansen (Nordholland 2022)
Frontlenker nach amerikanischem Vorbild
Eine neue Schwerlastzugmaschine, die 1970 auf den Markt kam, war der F-8.29D, der eine Nutzlast von 200 Tonnen bewegen konnte. Die Kraft kam von einem 477 PS starken V12-Detroit-Dieselmotor, gekoppelt mit einem halbautomatischen Allison CLBT5960-6-Gang-Getriebe. Das Fahrzeug war mit hydraulischem Drehmomentwandler, Retarder und einer 28-Tonnen-Hinterachse mit Nabenvorgelege ausgestattet. Diese stets nach Kundenvorgaben maßgeschneiderte Zugmaschine erwies sich von Anfang an als sehr erfolgreich im Schwerlastbereich, da sie mit erstklassigen Komponenten ausgestattet war. Vor allem die V12-Versionen erfreuten sich großer Beliebtheit, was dazu führte, dass die niederländischen Streitkräfte 1972 eine Serie von 39 schweren 6x4-Zugmaschinen bestellten. Sie sollten die Mighty-Antar-Zugmaschinen von Thornycroft ersetzen, die seit den fünfziger Jahren mit Tankaufliegern im Einsatz waren. Sowohl DAF als auch Floor hatte man beauftragt, den Prototyp einer Zugmaschine mit Anhänger für etwa 55 Tonnen Ladekapazität zu entwickeln. Mit einem 4-Gang-Hilfsgetriebe im Antriebsstrang sollte die Zugmaschine auch für Gesamtgewichte bis zu 200 Tonnen geeignet sein.
Einige dieser leistungsstarken Maschinen gelangten nach Ägypten und in den Nahen Osten. Diese Zugmaschinen, die für den Einsatz bei hohen Temperaturen und unter staubigen Bedingungen ausgelegt waren, zogen mehrachsige modulare Nicolas-, Goldhofer- oder Scheuerle-Anhänger und transportierten mitunter Lasten von bis zu 1.000 Tonnen. Die große Zuverlässigkeit, die diese Fahrzeuge unter extremsten Bedingungen bewiesen, trug auch dazu bei, dass FTF auch mehr "normale" Lkw verkaufte. Und viele Kunden bestellten einen neuen Lkw oder eine Zugmaschine komplett mit einem von Floor gebauten Anhänger oder Sattelauflieger.
Schwereres Fahrgestell
1978 erfolgte eine leichte Änderung des FTF-Front-Designs und die Produktpalette erweiterte sich um die Antriebsformeln 8x4 und 10x4. Im selben Jahr wurden für die niederländische Schwerlast-Spedition Mammoet zwei spezielle 6x6-Zugmaschinen mit schwerer Ballastpritsche gebaut, um enorm große Teile einer kolumbianischen Zementfabrik über die Anden zu transportieren. Die Dreiachser mit einer Kapazität von 38 Tonnen waren mit 425-PS-Detroit-Dieselmotoren Detroit des Typs 8V-92T unter einem höher platzierten Stahlfahrerhaus ausgerüstet und hatten ein halbautomatisches Allison HT750-Getriebe. Die Hinterachsen stammen von Kirkstall und die vordere Antriebswelle von Faun. Spezielle Donaldson-Zyklonfilter sorgten dafür, dass den Motoren in der dünnen Höhenluft genügend Sauerstoff zugeführt wurde. Es heißt, dass diese mächtigen Zugmaschinen dort auch heute noch in Betrieb sind.
Der nächste Produktionsschritt von Floor war die Einführung eines völlig neuen Frontlenkers der Baureihen FD und FS. Das erste Ergebnis eines neuen Auftrags an Motor Panels wurde auf der IAA in Frankfurt im September 1979 vorgestellt.
Die modernen, im Stil der Zeit gestalteten Stahlkabinen kamen teilmontiert aus England. In der eigenen Fabrik montierte Floor Grill, Kotflügel und die unteren Türsegmente aus Fiberglas sowie Stahlteile wie Stoßfänger und Einstiegsstufen. Auch die Innenausstattung war völlig neu und deutlich komfortabler als beim alten Modell. Zu den neuen Fahrgestellkonfigurationen ab 1980 gehörten eine 8x4-Schwerlastzugmaschine mit Standard- oder Flachdach, ein 6x4-Kipper mit 50 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht und eine spezielle Ballastzugmaschine zum Ziehen von Containerzügen, etwa im Europe Container Terminal (ECT) in Rotterdam.
In die neue Baureihe integrierte man wieder langlebige Hochleistungsmotoren, Getriebe und andere Komponenten von General Motors, wie den Detroit Diesel 6V-92T mit 320 PS und den 8V-92TA mit 430 PS. Bei den Getrieben handelte es sich um RTO-Getriebe von Fuller, mit 9 oder 13 Gängen oder um das verbesserte Allison HT750DRD- oder CLBT-5960-Halbautomatik-Getriebe. Angetriebene und nicht angetriebene Achsen stammten von Faun, Kessler, Kirkstall, Rockwell, Steyr und BPW, je nachdem, wie es der Kunde vorzog.
Abschied aus der Riege der Lkw-Hersteller
1990 experimentierten die FTF-Ingenieure noch mit dem Einbau des neuen Sechszylinder-Reihenmotors von Detroit Diesel aus der Serie 60. Auch erschien eine neue Baureihe von Lastwagen mit verändertem Kühlergrill. Durch diese Maßnahme gewann das Erscheinungsbild der Kabine deutlich an Modernität. Doch der harte Wettbewerb mit den großen Lkw-Herstellern führte dazu, dass der Marktanteil von Floor in den folgenden Jahren dramatisch sank. Speziell angefertigte Lkw gerieten zu teuer, und 1994 lieferte FTF die letzten acht Fahrgestelle aus.
Ein Jahr später entschloss man sich, die Montage von Motorfahrzeugen zu beenden und das Unternehmen konzentrierte sich fortan ganz auf die Produktion von Anhängern und Aufliegern. In den fast 30 Jahren seines Bestehens hat der Schwerlastfahrzeug-Spezialist insgesamt 668 Lastwagen hergestellt , die das FTF-Logo an der Front trugen. Mit dem Abschied von FTF aus der Riege der europäischen Lastwagenhersteller verschwand auch das berühmte Geräusch der röhrenden US-Dieselmotoren allmählich von der Straße.
Im Jahr 2006 übernahm der Anhänger- und Aufbauhersteller Nooteboom, der ebenfalls in Wijchen ansässig war, den Mitbewerber Floor. Vier Jahre später, im Jahr 2010 verkaufte Nooteboom nicht nur die Marke Floor Trailers, sondern auch Kennis Trailers an den niederländischen Anhänger- und Aufbauhersteller Pacton in der Ortschaft Ommen (Provinz Overijssel). Das Floor-Logo existiert auch heute noch unter dem Dach der Pacton-Gruppe.
Web links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Floor_Truck_Fabriek
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