Die Scania-Chronik
Seite 5
Von Christoph Büch und Steve St.Schmidt (Berlin 2023)
Serie 1 ab 1975:
Mehr Leistung, weniger Verbrauch
1975 erfolgte eine technische Optimierung des DS-14-Motors. Die Höchstdrehzahl sank von 2.200 auf 2.000 Umdrehungen pro Minute. Der Durchschnittsverbrauch sank ebenfalls, aber Drehmoment und Leistung stiegen. Optimal arbeitete die neue Entwicklungsstufe bei Drehzahlen zwischen 1.500 und 1.600 Umdrehungen. Dieser Bereich war auf dem Drehzahlmesser grün markiert. Der Motor war stärker, sparsamer und robuster als sein Vorgänger. Eine Million störungsfrei gefahrene Kilometer waren nun die Norm.
Die Lastwagen mit dem neuen Motor erhielten die Bezeichnungen LB 141 und L 141. Die Typenbezeichnungen endeten nun auf eins, die Serie 1 war geboren. Zwei Ausnahmen bildeten der Nachfolger des L 85, der nun L 86 hieß und der neue Export-Hauber LT 145, dessen Typenbezeichnung sich ein Jahr später in LT 146 änderte.
Bei den Frontlenkern bestand der äußerliche Unterschied zur Vorgängerserie vor allem in den geänderten Hauptscheinwerfern. Sie waren nun rund und oberhalb des Stoßfängers angebracht, während sie zuvor oval im Stoßfänger platziert waren. Dort war nun mehr Platz für Zusatzscheinwerfer. Außerdem bestand der Scania-Schriftzug an der Front nicht mehr aus einzelnen Buchstaben, sondern eine schwarze Platte mit dem Firmenlogo in Silber zierte die Fahrzeugfront oberhalb des Kühlergrills. Ebenfalls in Form einer schwarzen Platte war die Typenbezeichnung von der Mitte des Kühlergrills in die linke untere Ecke (von außen gesehen) gewandert. Auch die Modelle LB 140 und L 140 der Serie 0 waren zunächst noch erhältlich, wobei die äußeren Merkmale der Serie 1 angepasst wurden.
Wie der DS 14 wurde auch der DS-11-Motor entsprechend modifiziert. Die Absenkung der Höchstdrehzahl und die Optimierung des Verbrennungsprozesses führten zu mehr Leistung bei weniger Verbrauch. Der Motor erreichte jetzt 305 PS, die Baureihe hieß nun 111 statt 110. Auch diese Fahrzeuge erreichten hohe Laufleistungen.
Für die schwedischen Streitkräfte baute Scania von 1975 bis 1990 insgesamt 2.700 Allradfahrzeuge der Typen SBA 111 (4x4) und SBAT 111 (6x6). Die Gesamtproduktion belief sich auf rund 3.400 Einheiten. Die Fahrzeuge waren für extrem schwieriges Gelände ausgelegt. Sie bewältigten Steigungen von bis zu 60 Prozent, wobei die Seitenneigung bei voller Beladung maximal 40 Prozent betragen konnte. Das kippbare Fahrerhaus ermöglichte einen leichten Zugang zum Motor, der auch unter Feldbedingungen in nur vier Stunden ausgetauscht werden konnte. Zu den weiteren technischen Anforderungen gehörte eine hohe Kaltstartfähigkeit. So konnten die Fahrzeuge auch bei minus 40 Grad Celsius sicher gestartet werden.
Der Exportanteil von Scania war über die Jahre kontinuierlich gestiegen und lag Ende der siebziger Jahre bei beeindruckenden 88 Prozent. Allein in den Irak wurden seit den sechziger Jahren jährlich mehrere hundert Lkw verkauft. Diese Exportquote stieg bis Anfang der achtziger Jahre auf 4.000 Einheiten. In den Benelux-Ländern war Scania seit den fünfziger Jahren traditionell stark vertreten, Frankreich und Italien kamen im folgenden Jahrzehnt hinzu. Die Modelle 140 und 141 machten Scania in Italien zum zweitgrößten Hersteller nach Iveco.