Die Veranstaltung „Historischer Containerumschlag und allgemeiner Güterverkehr im Hamburger Hafen“ findet zweimal im Jahr statt, nachdem sie so großen Zuspruch und Zulauf hatte, dass ein einjähriger Rhythmus nicht mehr ausreichte. Offenbar hat Organisator Jürgen Danner mit seiner Idee einer Themenveranstaltung, bei der alles zusammenpasst, ins Schwarze getroffen: Fahrzeuge, Geräte, Ladung und sogar die Teilnehmer nicht nur in Aktion, sondern auch in historisch passender Kleidung. Für truckinfocus.com hat unser freier Mitarbeiter Matthias Herrfurth bei der letzten Veranstaltung im September 2024 die Fahrzeuge fotografiert und Organisator Jürgen Danner hat einige Bilder beigesteuert, auf denen die regen Aktionen zu sehen sind, die der Veranstaltung erst richtig Leben einhauchen.
Heute sind Container aus dem nationalen und internationalen Warenverkehr nicht mehr wegzudenken, zwei Drittel aller Produkte weltweit erreichen ihre Abnehmer in Containern. Das war nicht immer so. Mitte der 1950er Jahre erfand der amerikanische Spediteur Malcom Mc.Lean aus North Carolina genormte Behälter, die sich für die Verladung auf Schiffen, Bahnwaggons und Sattelaufliegern eigneten. 1955 übernahm er eine Reederei und ließ ausgediente Tanker der US-Marine zu Containerschiffen umbauen. Ende April 1956 verließ die „Ideal X“ den Hafen von Newark, um eine erste Ladung mit 58 Containern nach Houston zu bringen, wo sie zum Weitertransport auf Lastwagen verladen wurden. 1960 nannte Mc.Lean sein Unternehmen Sea-Land Corporation, ein Name, der auch nach der 1999 erfolgten Übernahme durch die dänische Reederei Maersk noch bis 2007 beibehalten wurde.
Die Transportindustrie auf der ganzen Welt erkannte schnell die Genialität des Containersystems. Die zuvor notwendigen, arbeits- und zeitintensiven Umladevorgänge waren bald obsolet. Die Containerisierung führte zu einer gewaltigen Umstrukturierung der Aktivitäten in den Häfen und innerhalb kurzer Zeit wurden weltweit Zehntausende von Hafenarbeitern beschäftigungslos. Malcolm Mc.Lean hat den Triumph seiner Erfindung noch miterlebt. Er starb 2001 im Alter von 87 Jahren in New York.
Soweit die Vorgeschichte zum Thema Container. In diesem Bericht geht es aber um eine Veranstaltungsreihe der Interessengemeinschaft Historischer Güterverkehr, die seit 2011 regelmäßig im Hamburger Hafen stattfindet. Initiator war und ist Jürgen Danner, ein unter Oldtimer-Lkw-Freunden seit Jahrzehnten bekannter Enthusiast für den Straßentransport vergangener Zeiten. Vor 13 Jahren begann es mit fünf Sattelzugmaschinen und zwei Containerchassis, also Sattelaufliegern in Skelettbauweise für den Transport von einem oder zwei 20-Fuß-Containern oder einem 40-Fuß-Container. Dazu standen fünf eigene und zum Teil geliehene Leercontainer als Aktionsmaterial bereit. Das Hafenmuseum gab nicht nur das Gelände frei, sondern stellte auch zwei Portalhubwagen, auch Van-Carrier genannt, zur Verfügung. Unter dem Motto „Historischer Containerumschlag und allgemeiner Güterverkehr im Hamburger Hafen“ sollte gezeigt werden, wie es war, als der Containertransport seinen Siegeszug antrat während der normale Güterverkehr weiterhin stattfand. So begann das eifrige Be- und Entladen und die Teilnehmer konnten zeigen, was ihre Lkw-Veteranen „drauf haben“.
Weil es so viel Spaß gemacht hatte, wiederholte Jürgen Danner die Veranstaltung im nächsten Jahr und schon etablierte sich die Sache als jährliches Event. Natürlich blieb es nicht bei fünf Fahrzeugen. Schnell wuchs die Teilnehmerzahl und musste sogar begrenzt werden. 40 Fahrzeuge erwiesen sich als das vernünftige Maximum, da auch Ortswechsel auf dem Programm standen. Mehr Lastzüge konnten nicht zugelassen werden, schon um ein Verkehrschaos in Hamburg zu vermeiden.
Mittlerweile fanden bereits 17 Inszenierungen dieser Art statt, seit 2016 sogar zweimal im Jahr. Inzwischen ist es die größte Veranstaltung, die in Kooperation mit dem Deutschen Hafenmuseum durchgeführt wird. Der vorgegebene Zeitraum der ersten Veranstaltung im Jahr geht bis 1976, bei der zweiten endet er 1986. Das bedeutet, dass nur Fahrzeuge zugelassen werden, die vom Baujahr her dazu passen. So soll auch gezeigt werden, was sich innerhalb von zehn Jahren verändert hat. Bei der letzten Veranstaltung im September 2024, die wir in diesem Bericht mit Bildern dokumentieren, war das Jahr 1986 an der Reihe. Später hergestellte Sattelzugmaschinen konnten daher nicht berücksichtigt werden. Um die Epochengenauigkeit zu gewährleisten, wird bei jeder Veranstaltung im Vorfeld festgelegt, welche Fahrzeuge zulässig sind und welche nicht. Dazu müssen sich die Teilnehmer rechtzeitig mit Fotos und den erforderlichen Daten anmelden und werden dann eingeladen, sofern alles passt und das Kontingent nicht schon überschritten ist.
Bleibt noch zu sagen, dass „Historischer Containerumschlag und allgemeiner Güterverkehr im Hamburger Hafen“ kein Lkw-Treffen im üblichen Sinn ist. Vielmehr handelt es sich um eine Themenveranstaltung, die den Anspruch hat, die Dinge in der richtigen Umgebung, in Bewegung und historisch korrekt darzustellen. Dazu gehören nicht nur die Fahrzeuge und ihre Beschriftung, sondern auch die Ladung, die Geräte zum Be- und Entladen und die Gebäude im Hintergrund. Sogar die Kleidung der Teilnehmer sollte dazu passen und den zeitlichen Kontext widerspiegeln. Würde man dort in Schwarzweiß fotografieren, dürfte auf den Bildern kaum zu erkennen sein, dass es sich um aktuelle Aufnahmen handelt. Verräterisch wären allerdings leider die neuzeitlichen Euro-Kennzeichen der Fahrzeuge.
Weitere Informationen über die Interessengemeinschaft Historischer Güterverkehr, die auch noch andere Themenveranstaltungen organisiert, findest du unter diesem Link: https://www.ig-historischer-güterverkehr.de
Die Fotos in diesem Bericht, die unten rechts mit einem Link-Symbol gekennzeichnet sind, können angeklickt werden, um eine größere Ansicht mit einigen Informationen zum Foto zu erhalten.