Ford Trucks erweitert sein Produktportfolio

Vorstellung der neuen F-LINE

Ford Trucks möchte sozusagen das achte Rad am Wagen sein, also der achte große Lkw-Hersteller Europas. Dieser Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen. Seit der Vorstellung der Sattelzugmaschine Ford F-Max auf der IAA 2018 in Hannover geht es europaweit aufwärts für die Lkw-Marke Ford Trucks, die in der Türkei bereits seit 60 Jahren Lastwagen produziert und nun auch international Erfolge anstrebt. Der nächste Schritt nach vorn war Anfang Juni 2024 die Präsentation der neuen Produktfamilie F-LINE in Crailsheim bei Stuttgart. Ford Trucks bietet nun auch Verteiler- und Baufahrzeuge sowie mittelschwere Sattelzugmaschinen an. Steve St.Schmidt ist der Einladung nach Süddeutschland gefolgt und berichtet über die Präsentation der neuen Trucks.

Vor fast einem halben Jahrhundert gab es schon einmal einen schweren Lkw mit dem Ford-Emblem am Kühler: den Transcontinental, der von 1975 bis 1984 in den Niederlanden und danach in Großbritannien in insgesamt 8735 Einheiten gebaut wurde. Er bestand fast ausschließlich aus Komponenten von Zulieferern: Cummins-Motor, Fuller-Getriebe, Rockwell-Achsen und einem geräumigen Fahrerhaus von Berliet. Obwohl das Projekt nach nur neun Jahren vor allem an mangelnden Servicekapazitäten scheiterte, erlangte der Transcontinental einen Nimbus, der bis heute nachhallt.

Schon vor rund 50 Jahren bot Ford einen Lkw für den europäischen Fernverkehr an: den Transcontinental. Zwischen 1975 und 1984 wurden nicht einmal 9000 Exemplare gebaut, dann kam das Aus. Die beiden Fotos stammen aus Ford-Prospekten von 1979.

Inzwischen sind erneut Lastwagen unter dem Markennamen Ford auf Europas Straßen unterwegs, diesmal kommen sie aus der Türkei. Auf der IAA 2018 in Hannover wurde der F-MAX 500 vorgestellt und erhielt prompt die Auszeichnung „International Truck of the Year 2019“. Ford Trucks kündigte an, die schwere Sattelzugmaschine europaweit anzubieten. Allen anfänglichen Zweifeln zum Trotz blieb der Erfolg nicht aus. In einigen Ländern Ost- und Südeuropas gehört der F-MAX bereits zum Straßenbild.

Als Ford Trucks am 5. Juni 2024 in Crailsheim die neue Baureihe F-LINE vorstellte, gab es auch Fahrzeuge der bereits bekannten Baureihe F-MAX zu sehen, wie diesen Sattelzug mit mattschwarzem Fahrerhaus im Used Look.

Selbst in Deutschland, das als schwer zu erobernder Markt gilt, sind bereits rund 1000 Ford-Trucks mit deutschem Kennzeichen unterwegs. Allein im Jahr 2023 gab es 423 Neuzulassungen, der Marktanteil liegt bei 1,2 Prozent. Rund 400 Kunden zählt Ford Trucks in Deutschland und erste Flottenkunden schwören bereits auf den F-MAX. Die Chancen für die achte europäische Lkw-Marke, auf die eigentlich niemand gewartet hatte, stehen also nicht schlecht. Man darf gespannt sein, wann das Ziel von 30.000 verkauften Lkw pro Jahr in Deutschland erreicht wird. Europaweit ist Ford Trucks bereits überall vertreten, nur die Schweiz, die skandinavischen Länder und Großbritannien müssen noch „erobert" werden. Diese Lücken sollen bis 2029 geschlossen werden.

Und es bleibt nicht bei schweren Sattelzugmaschinen. Drei Jahre nach Gründung der F-Trucks Deutschland GmbH, Generalimporteur für Ford Trucks in Crailsheim im Nordosten Baden-Württembergs, wurde dort Anfang Juni 2024 eine neue Baureihe präsentiert, die F-LINE.

Mittelschwere Sattelzugmachine der neuen Baureihe F-LINE: Das 2,30 Meter breite Fahrerhaus (oberhalb der Kotflügel gemessen), erinnert nur noch wenig an das Vorgängermodell, den türkischen Ford Cargo.

Bereits auf der französischen Nutzfahrzeug- und Logistik-Messe Solutrans in Lyon hatten die neuen Lkw Ende November 2023 das Licht der Welt erblickt, nun wurden sie auch in Deutschland vorgestellt. Die Baureihe F-LINE besteht aus drei Basismodellen:


Lastkraftwagen (Straßenserie) 4x2, 6x2 (Lift-Achse) oder 6x4
Ford-Ecotorq-Motoren (Euro 6)

  • 330 PS · 9 Liter · 1400 Nm · 220 kW Motorbremsleistung
    9-Gang-Ecotorq-Getriebe, wahlweise Schaltgetriebe, Luftfederung hinten
  • 420 PS · 12,7 Liter · 2150 Nm · 320 kW Motorbremsleistung
    16-Gang-Ecotorq-Getriebe, wahlweise ZF-Schaltgetriebe, Luftfederung hinten


Sattelzugmaschine 4x2 oder 6x4
Ford-Ecotorq-Motor (Euro 6)

  • 450 PS · 12,7 Liter · 2300 Nm · 320 kW Motorbremsleistung
    16-Gang-Ecotorq-Getriebe, wahlweise ZF-Schaltgetriebe


Baufahrzeug 4x2, 6x2, 6x4 oder 8x4
Ford-Ecotorq-Motoren (Euro 6)

  • 330 PS · 9 Liter · 1400 Nm · 220 kW Motorbremsleistung
    9-Gang-Ecotorq-Getriebe, wahlweise Schaltgetriebe
  • 420 PS · 12,7 Liter · 2150 Nm · 320 kW Motorbremsleistung
    16-Gang-Ecotorq-Getriebe, wahlweise Schaltgetriebe
  • 450 PS · 12,7 Liter · 2500 Nm · 320 kW Motorbremsleistung
    16-Gang-Ecotorq-Getriebe, wahlweise ZF-Schaltgetriebe


Die Fahrzeuge der F-LINE sind in 17 Farben lieferbar, darunter sechs Metallic-Varianten.

Das imposanteste Modell der neuen Ford-Baureihe F-LINE ist der vierachsige Kipper mit Meiller-Aufbau. Das Foto entstand, nachdem sich der künstliche Nebel verzogen hatte, der das Fahrzeug zunächst umhüllte, als sich ein schwarzer Vorhang öffnete und den Blick auf die Neuerscheinung freigab.
Ford F-LINE für den Nahverkehr: Auf dem Gelände vor dem Hangar Event Airport in Crailsheim hatten Journalisten und andere Besucher der Veranstaltung die Möglichkeit, Probefahrten zu unternehmen.

Auch der F-MAX erhielt ein Update: neuer Motor der Generation 1.5, neues Getriebe Ecotorq mit 16 Gängen, neue elektrohydraulische Lenkung EHPAS und neues Interieur. Außerdem wurde in Crailsheim der „F-MAX Select“ vorgestellt, eine limitierte Auflage von weltweit nur 400 Einheiten. Diese Luxusvariante zeichnet sich durch ein spezielles Design in den Farben Schwarz und Bronze aus, das sich auch im Interieur fortsetzt.

Sondermodell in limitierter Auflage: Der Ford F-MAX Select wird weltweit nur 400 Mal produziert. Im luxuriösen Interieur setzt sich das Schwarz-Bronze-Farbschema dezent fort.

Rund 150 Journalisten, Kunden und Partner waren nach Crailsheim eingeladen, um die neuen Fahrzeuge im Hangar Event Airport in Augenschein zu nehmen. Mit der neuen F-LINE-Baureihe erweitert Ford Trucks sein Portfolio deutlich und deckt nun auch die Segmente Verteilerfahrzeuge, Baufahrzeuge und mittelschwere Sattelzugmaschinen ab. In der Pressemitteilung wird auf den niedrigen Kraftstoffverbrauch des Ecotorq-Motors verwiesen, der sich positiv auf die Betriebskosten auswirkt, sowie auf vernetzte Fahrzeugtechnologien, umfassende Sicherheitsfunktionen, hohen Komfort und modernes Design. „Intelligente Fahrerassistenzsysteme wie das vorausschauende Notbremssystem für Fußgänger und die intelligente adaptive Geschwindigkeitsregelung mit Stop & Go sorgen für maximale Sicherheit und vermeiden proaktiv kritische Situationen. Ein weiteres Highlight der F-LINE ist die vernetzte Fahrzeugtechnik, die über das ConnecTruck-System jedes Fahrzeug in eine vernetzte Flotte integriert", heißt es.

Das Pressefoto des vierachsigen Kippers der Baureihe F-LINE entstand nur einen Tag vor dem Launch Day in Crailsheim. Die  eindrucksvolle Aufnahme stammt vom Fotografen Marc Bauer aus Schrozberg.

Bei der Veranstaltung erläuterte Selim Yazici, Managing Director von Ford Trucks International, die Wachstumsstrategie, die bis 2026 eine Präsenz in neun weiteren Ländern und 500 Servicestationen vorsieht. Alex Kröper und Bernhard Kerscher, geschäftsführende Gesellschafter der F-Trucks Deutschland GmbH, gaben einen Überblick über das nahezu flächendeckende Netz in Deutschland mit 21 Händlern und mehr als 70 Servicepartnern. Europaweit gibt es bereits 350 Vertragspartner, für die Ersatzteilversorgung stehen drei Lager in Istanbul, Warschau und Stuttgart zur Verfügung.

Auf der IAA in Hannover hat Ford Trucks 2022 einen Elektro-Lkw vorgestellt. 2026 soll er serienreif sein und in Produktion gehen.

Unter dem Motto „Driving Green“ setzt Ford Trucks auf emissionsfreie, vernetzte und autonome Technologien und strebt bis 2040 eine emissionsfreie Produktion seiner schweren Nutzfahrzeuge an. Auf der IAA 2022 in Hannover war bereits ein Ford-Elektro-Lkw zu sehen, der ab 2026 in Produktion gehen soll. Eine Reihe zukunftsweisender Features ist bereits heute serienmäßig oder optional in den neuen Ford Trucks zu finden. Hier ein Überblick:


Serienmäßige Assistenzsysteme bei allen Fahrzeugen der Ford F-LINE


Abbiegehilfe mit Totwinkel-Assistent
Das Radarsystem erkennt Fußgänger und Radfahrer im toten Winkel und warnt den Fahrer optisch und akustisch.

Fronterkennung
Der Radarsensor erkennt Fußgänger und Radfahrer, die sich vor dem Fahrzeug befinden und warnt den Fahrer optisch und akustisch.

Verkehrszeichen-Erkennung
Die Technologie erkennt Geschwindigkeitsbegrenzungen anhand von GPS-Daten und durch die Analyse von Verkehrszeichen über die Frontkamera. Bei Geschwindigkeitsüberschreitungen fordert das System den Fahrer auf, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Zudem erkennt es Verkehrs-Sicherheitszeichen und -Bedingungen und reagiert entsprechend.

Fahrspurhalte-Assistent
Bei Geschwindigkeiten ab 60 Stundenkilometern hält das System den Fahrer davon ab, die Spur zu verlassen und warnt optisch und akustisch.

Notbremssignal
Ab 50 Stundenkilometern erzwingt das System die Aktivierung der Warnblinkanlage, wenn ein vorausfahrendes Fahrzeug unerwartet bremst.

Müdigkeitserkennung
Das System nimmt Schlaf- und Konzentrationsmangel des Fahrers wahr. Ab 65 Stundenkilometern werden Bewegungen des Lenkrads und Spurwechsel mittels einer nach vorne gerichteten Kamera erkannt. Optische und akustische Warnungen werden ausgelöst.

Reifendruck-Überwachungssystem
Die Sensoren dieses Systems befinden sich in den Reifenventilen. Sinkt der Druck eines Reifens unter einen zuvor festgelegten Wert, wird der Fahrer auf dieses Unfallrisiko durch optische und akustische Warnungen hingewiesen.

Rückfahr-Kamera
Sobald der Fahrer den Rückwärtsgang einlegt, aktiviert sich automatisch die Rückfahr-Kamera.

Alcolock
Optional kann ein Gerät installiert oder nachgerüstet werden, in das vor Fahrtantritt gepustet werden muss. Ist der Fahrer alkoholisiert, verriegelt sich das Zündschloss.

Kollisions-Früherkennung (außer bei Baufahrzeugen)
Das System erkennt eine Kollisionsgefahr mittels Radar und Kamerasensorik. Reagiert der Fahrer nicht auf eine erste Warnung, bremst das Fahrzeug selbständig ab.


Optionale Assistenz-Systeme


Pre-Collision-Assist mit Fußgänger-Erkennung
Das System nutzt Radar- und Kamera-Sensorik, um Fußgänger rechtzeitig zu erkennen, die sich im Fahrweg des Fahrzeugs befinden. Es leitet automatisch eine Bremsung ein, wenn der Fahrer nicht reagiert.

Automatisches Fernlicht mit Abblend-Funktion
Erkennt die Frontkamera ein vorausfahrendes oder entgegenkommendes Fahrzeug, schaltet das System automatisch auf Abblendlicht.

Tempomat mit Stop-and-Go-Funktion
Dieses intelligente adaptive Sicherheitssystem passt die Geschwindigkeit des Fahrzeugs automatisch an und hält einen Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Radarsensoren und Kameras analysieren die Situation. Kommt das vorausfahrende Fahrzeug zum Stehen, stoppt auch der Ford Truck. Die Fahrt wird automatisch fortgesetzt, sobald das vorausfahrende Fahrzeug wieder anfährt. Das System bietet einen wirksamen Schutz vor Auffahrunfällen, indem es automatisch bremst und beschleunigt und das Fahrzeug in der Spur hält.