Jedes Jahr am letzten Juliwochenende wird in den Niederlanden das „Profile Truckstar Festival“ veranstaltet. Im Jahr 2024 fand es bereits zum 42. Mal statt. Mehr als 2.300 Trucks hatten sich auf dem Gelände des TT Circuits in Assen im Nordosten des Landes eingefunden. Mit solchen Zahlen kann weltweit keine andere Truck-Veranstaltung mithalten. Am Freitag war Anreisetag und am Samstag und Sonntag kamen 55.000 Zuschauer, um sich an den Fahrzeugen zu erfreuen. Es gab Oldtimer und Youngtimer zu bewundern, vor allem aber waren neuzeitliche Lkw aus ganz Europa eingetroffen. Sie überboten sich gegenseitig durch besonders aufwendige Lackierungen und dekorative und wertvolle Anbauteile. Steve St.Schmidt machte sich von Berlin aus auf den Weg, um von diesem spektakulären Ereignis zu berichten und seinen Report mit vielen Fotos zu illustrieren.
Austragungsort des Festivals ist eine der beiden niederländischen Rennstrecken, der TT-Circuit in Assen. Dort findet die Veranstaltung seit Anfang der 90er Jahre statt, da das Gelände des Circuit Zandvoort, dem ursprünglichen Austragungsort, zu klein geworden war. Auch in Assen ist die Fläche begrenzt, sonst würden noch rund 3.000 weitere Lkw teilnehmen, deren Haltern aber wegen Platzmangels abgesagt werden musste. Das Privileg, zu den zugelassenen Teilnehmern zu gehören, ist also heiß begehrt.
Die Fotos in diesem Bericht können nur einen kleinen Ausschnitt des Festivals wiedergeben. Um dennoch einen Eindruck von der Vielfalt zu vermitteln, zeigen wir relativ viele Fotos, die wie folgt gegliedert sind: Zuerst sind die Fahrzeuge bei der Anreise zu sehen, fotografiert auf den Zufahrtsstraßen in der Nähe des TT-Circuits. Dann folgen Bilder von der Veranstaltung selbst und schließlich einige Fotos von abreisenden Festivalteilnehmern am Sonntagnachmittag.
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Wenn am Freitag, dem Anreisetag, ein Lkw nach dem anderen eintrifft, ist es für die Organisatoren eine logistische Mammutaufgabe, jeden einzelnen Truck an seinen Platz zu dirigieren. Mit fast militärischer Präzision wird darauf geachtet, dass alles perfekt zusammenpasst, nichts wird dem Zufall überlassen. Sobald die Trucks an Ort und Stelle sind, kann die Party beginnen: Die teilnehmenden Spediteure und Fahrer bringen nicht selten ihre Familien mit und bauen komplette Sitzgruppen, Pavillons, aufblasbare Swimmingpools, Grillgeräte und Soundsysteme auf, um das Festival-Wochenende so angenehm wie möglich zu gestalten.
Wenn man als Pressevertreter Zugang zum Gelände hat, kann man am Freitag ungehindert Fotos von den aufgestellten Fahrzeugen machen, die allerdings relativ dicht beieinander stehen, so dass man sie kaum einzeln fotografieren kann. Am Wochenende selbst ist dies nicht mehr möglich, da die Zuschauerströme, die sich durch die Lkw-Spaliere drängen, fast immer im Weg sind. Bessere Fotos kann man am Freitag an den Zufahrtsstraßen machen, wenn die Trucks eintreffen. Dort sucht man sich einen guten Platz zwischen Hunderten von Truckspottern, die mit teuren Kameras und mächtigen Objektiven Stellung bezogen haben und sich manchmal gegenseitig behindern.
Das gesamte Festivalgelände erstreckt sich über mehr als eine Million Quadratmeter. Entlang der Rennstrecke des TT Circuits waren unzählige gepflegte Trucks aller Marken zu bewundern, die von ihren stolzen Besitzern mit einfallsreichen Lackierungen und professionell gemachten Beschriftungen versehen wurden. Aber es gab noch mehr zu sehen und zu hören, denn im Innenbereich der Rennstrecke standen hunderte von ganz besonderen Fahrzeugen, darunter amerikanische Trucks, Oldtimer, Youngtimer und Fahrzeuge aus dem Schwer- und Spezialtransportbereich, Showtrucks mit extrem aufwendigen Lackierungen, teilweise mit Airbrush-Motiven und luxuriöser Innenausstattung.
Es gab auch Stände verschiedener Lkw-Hersteller, an denen die neuesten Modelle sowie Elektro- und Wasserstoff-Lkw zu sehen waren. Außerdem wurde Zubehör angeboten, wie auch Lkw-Bücher, Kleidung mit Markenlogos, Lkw-Modelle und natürlich so unerlässliche Dinge wie Süßigkeiten, Eis, Getränke und kulinarischen Spezialitäten wie Pommes frites. Einen Rummelplatz für die Kleinsten unter den Zuschauern hatte man ebenfalls aufgebaut.
Eine große Attraktion, die viele Zuschauern anzog, waren verschiedene Shows, die auf einem freien Teil der Rennstrecke stattfanden, neben dem sich eine große Tribüne befindet. So gab es zum Beispiel Vorführungen mit Renntrucks, die an den Wendepunkten absichtlich ins Schleudern gerieten, weil dort immer wieder große Mengen Wasser versprüht wurden. Einen besonderen Radau gab es, als beim Dezibel-Wettbewerb der lauteste Truck ermittelt wurde. Die begeisterten Zuschauer auf der Tribüne hielten sich nicht nur die Ohren zu, sondern wurden auch in dichten schwarzen Rauch gehüllt. Denn die lautesten Trucks qualmten auch am meisten. Daran störte sich hier niemand, im Gegenteil, man war begeistert von allem, was Lastwagen imstande sind, von sich zu geben. Dazu gab es Monstertruck-Vorführungen und Paraden von Spezialfahrzeugen.
Der Höhepunkt der Veranstaltung war die Wahl des „Mooiste Truck van Nederland“, also des schönsten Lastwagens der Niederlande. Dabei war Bedingung, dass es sich um einen Lkw handelte, der auch im täglichen Einsatz ist. Um dieser „Miss-Wahl“ beizuwohnen, strömten Tausende von Zuschauern auf die Tribüne, bis auch der letzte Platz besetzt war. Der Gewinner war in diesem Jahr ein DAF der neuen Generation, nachdem jahrelang Lkw der Marke Scania den Pokal erhalten hatten. Aber nicht nur der schönste Holländer wurde ermittelt. Auch der attraktivste aus dem Ausland angereiste Truck erhielt eine Auszeichnung sowie das Fahrzeug mit der tollsten Sonderlackierung.
Das Truckstar Festival wird seit 1980 vom Truckstar Magazine organisiert, der Zeitschrift der niederländischen Lkw-Fahrer mit einer Auflage von 35.000 Exemplaren und einer sehr großen Fangemeinde auf Facebook und Instagram. Seit 2023 ist der Reifenhersteller Profile der Hauptsponsor, deshalb lautet der offizielle Name „Profile Truckstar Festival“.
Abschließend sei noch erwähnt, dass die Niederlande zweifellos die engagierteste „Trucking Nation“ auf dem europäischen Kontinent sind. Nirgendwo sonst genießen Lastkraftwagen und ihre Fahrer die gleiche Akzeptanz, wenn nicht sogar Hochachtung in der Bevölkerung. Und nirgendwo sonst, abgesehen von den skandinavischen Ländern, gibt es so viele liebevoll gepflegte und aufwendig lackierte Lkw wie in den Niederlanden. Viele Speditionen überbieten sich geradezu gegenseitig bei der Gestaltung ihrer Arbeitsgeräte und nur wenige Unternehmer halten ihre Fuhrparks ganz in weiß mit folierter Minimal-Beschriftung, um die Fahrzeuge problemlos abstoßen zu können, wenn sie in die Jahre kommen.